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Haus der Dorfkultur: Restaurierung des Speinsharter Klosterdorfes

Projekt von Kammermitglied Anton Landgraf in der Bayerischen Staatszeitung

01.10.2021 - München

Haus der Dorfkultur: Restaurierung des Speinsharter Klosterdorfes

Unter dem Motto „Kein Ding ohne Ing.“ stellt die Bayerische Staatszeitung auf einer Sonderseite regelmäßig spannende Projekte von Kammermitgliedern vor. Im neuesten Artikel berichtet Anton Landgraf von ALS Ingenieure über die Sanierung des Hauses der Dorfkultur in Speinshart in der Oberpfalz. Lesen Sie hier den Artikel - und reichen Sie am besten gleich selbst ein Projekt zur Veröffentlichung ein.

Ein beeindruckendes Ensemble

Heimat und Zukunft befinden sich in der kleinen nordoberpfälzer Gemeinde Speinshart im Gleichklang. In diesem Kontext stellt sich die Gemeinde vor. Im Klosterdorf Speinshart hat das Wort „Heimat“ einen besonderen Stellenwert. Als Baudenkmal von europäischem Rang zählt es zu den schönsten Dörfern Süddeutschlands.

Vor allem der Klosterhof entwickelte sich aus den Ökonomiegebäuden der Prämonstratenserabtei, die nach der Säkularisierung 1803 den ehemaligen Angestellten, Pächtern und Verwaltern des Klosters zum Kauf angeboten wurden. Der überwiegende Teil der Gebäude stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie gruppieren sich um zwei geschlossene Plätze, die durch die Klosterkirche und die Abtei eingegrenzt werden. Ein beeindruckendes Ensemble.

Dorferneuerung von existentieller Bedeutung

Um dieses Areal zu erhalten und zu schützen, suchten Gemeinde, Kloster und Bürger nach immer neuen Antworten auf die Frage: Wie können wir Zukunft gestalten und gleichzeitig das Einzigartige, das Speinshart ausmacht, bewahren? Mit vielen Beispielen einer mustergültigen Restaurierung gibt das 330-Einwohner-Dorf Antworten, ihren Bürgern Heimat zu geben.

Bürgermeister Albert Nickl formuliert diesen Anspruch mit den Worten: „Damit sich die Menschen bei uns wohl fühlen und gerne in Speinshart leben, organisieren wir den Gleichschritt zwischen Moderne und Tradition“. Dazu nennt der Gemeindechef, der auch als stellvertretender Landrat des Landkreises Neustadt an der Waldnaab Verantwortung übernimmt, viele Handlungskonzepte. Ein wichtiges, ja existenzielles Konzept ist die Dorferneuerung. Sie bringt die Identität des Klosterhofes und die reiche Geschichte des Klosters in Einklang.

Eines von vielen Beispielen ist die gelungene Umwandlung eines schon von privater Hand dem Verfall preisgegebenen Anwesens. Viele Jahre verfiel das Gebäude. Von einer Erbengemeinschaft übernommen, war das leerstehende Gebäude für die Teilnehmergemeinschaft und die Kommune lieb und teuer. Teuer deshalb, weil für die Generalsanierung ein Millionen-Euro-Aufwand zu erwarten war.

Nach den intensiven Planungen durch das Architekturbüro Georg Zunner in Amberg und dem Ingenieurbüro ALS, Herrn Dipl.-Ing. Anton Landgraf, und einer bemerkenswerten Finanzierungs- und Fördervielfalt beschlossen Bürgermeister, Rat und Teilnehmergemeinschaft, aus dem maroden Gemäuer ein Haus der Dorfkultur entstehen zu lassen. Eine Zielsetzung mit strategischer Bedeutung, um gemeinsam mit der angrenzenden Wieskapelle eine Vereinsnutzung zu fördern und der seit zehn Jahren bestehenden Internationalen Begegnungsstätte Kloster Speinshart Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Besondere Ingenieurleistung

Bereits im Jahr 2002 wurden Notsicherungsmaßnahmen an der Dachkonstruktion und dem Gewölbe unter Anleitung des Ingenieurbüros ALS durchgeführt. Es bestand akute Einsturzgefahr. Ein kompliziertes und herausforderndes Unterfangen zur Fortführung der Gesamtsanierung des Klosterhofes, auch für Architekt Georg Zunner und Diplom-Ingenieur Anton Landgraf. Ziel war es für alle Beteiligten, das Tor-Anwesen mit Rückgebäude dauerhaft mit öffentlichem Leben zu erfüllen.

Die Baumaßnahmen gliederten sich mit Blick auf die Anreihung von historischen Remisenanlagen in zwei Teilprojekten auf die Sanierung des Torgebäudes und des Rückgebäudes. Für das Erdgeschoss konzipierten die Planer in Fortsetzung der öffentlichen Nutzung der Wieskapelle ein bemerkenswertes Gesamtkonzept für alle Gebäudeteile, sowohl für regionale und überregionale Veranstaltungen als Haus der Dorfkultur, wie auch für Vereinsversammlungen- und Feste, für Familienfeiern oder als Repräsentationsräume der Gemeinde.

Wesentliche Nutzungsmerkmale sind auch die Einrichtung eines Trauungszimmers, Kombinationsmöglichkeiten mit der Wieskapelle und Freiluftveranstaltungen auf dem großzügig bemessenen Areal der Festwiese vor dem Haus der Dorfkultur inmitten des großen Klosterhofes. Ob Vereine, Künstler oder Brautpaare bei standesamtlichen Trauungen, sie alle können sich vom gediegenen, ja prachtvollen Umfeld inspirieren lassen.

Eine flexible Aufteilung der Räumlichkeiten und eine gediegene Ausstattung kommt den Nutzungswünschen entgegen. Das Konzept erwies sich zudem als Volltreffer im Sinne der benachbarten Internationalen Begegnungsstätte Kloster Speinshart, deren Leitgedanke „Glaube erleben, Begegnung erfahren und Kultur genießen“ weit in die bayerisch-böhmischen Lande hinausstrahlt.

Für das Architektenteam und dem Ingenieurbüro ALS galt es zunächst, die spätbarocken baulichen Strukturen wieder herzustellen. Rückbauten und neuzeitliche Ergänzungen unter Berücksichtigung komplizierter statischer Belange nach der teilweisen Zerstörung des Tragwerks und der Gewölbekonstruktionen gab es zu meistern. Ein Kraftakt zur Wiederherstellung des ursprünglichen Tragsystems.

Auch die Belange des Wärmeschutzes, der Erhalt sichtbarer Holzkonstruktionen und behindertengerechte öffentliche Toilettenanlagen gehörten zu den wichtigen Gestaltungsdetails. Technische Einbauten und Wärmeschutzanforderungen mussten auf geringsten Raum realisiert werden. Auch die Sanierung der Tordurchfahrt gehörte zum wichtigen Bestandteil denkmalpflegerischer Zielsetzung.

Ein Ensemble mit der Wieskapelle

Eine besondere Rolle spielt dabei auch die angrenzende „Wieskapelle“. Sie führt auf beeindruckende Weise den Besuchern die Geschichte der Speinsharter Klosteranlage vor Augen. Der barocke Kapellenraum lässt allerdings die Pracht des Bauwerkes aus dem 18. Jahrhundert nur erahnen. Nach der Säkularisierung diente der Raum als Kuhstall und Scheune.

Nach einer umfangreichen Sicherung der spärlichen Überreste der Malerei des Kemnather Künstlers Lorenz Ziegler dient der Kapellenraum nach der Sanierung im Jahr 2002 überwiegend der Kunst und Kultur und wird für Konzerte, Ausstellungen und Lesungen geöffnet. Vom Landkreis Neustadt/Waldnaab in der 1980er Jahren erworben und vor der Jahrtausendwende saniert, wurde das Kleinod in das Ensemble „Haus der Dorfkultur“ eingegliedert und bildet nun mit der Liegenschaft eine Einheit.

In zweijähriger Bauphase saniert und ausgebaut, ist das Haus der Dorfkultur nun ein Musterbeispiel des Gemeinsinns. Schon zu Baubeginn packten Speinsharter Bürger kräftig zu. Auch der Bürgermeister und seine Gemeinderäte demonstrierten mit zahlreichen Arbeitseinsätzen bürgerschaftliches Engagement.

Zur Einweihung im Mai 2019 feierte das ganze Dorf. Dabei prasselte auf die Speinsharter von allen Seiten dickes Lob. „Wo andere zaudern, da handelt Speinshart“ und „Das Dorf ist immer einen Schritt voraus“ hieß es in den Ansprachen. Bilanz zog ein strahlender Bürgermeister. Albert Nickl würdigte die vielen staatlichen Geldgeber, die 800 freiwilligen Arbeitsstunden von Bürgern und Gemeinderäten, die harmonische Zusammenarbeit mit der Teilnehmergemeinschaft, und lobte die Bereitschaft des Landkreises, die bis 2017 im Eigentum des Kreises befindliche Wieskapelle zur Schaffung eines Gesamtensembles zu entgegenkommenden Bedingungen durch die Gemeinde Speinshart zu erwerben. Auf die Gesamtinvestition von 1,2 Millionen Euro eingehend urteilte der Gemeindechef: „In Speinshart ist jeder Euro des Freistaates gut angelegt“.

Verborgenes Juwel

Diese Meinung teilte auch Festredner Thomas Gollwitzer, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberpfalz (ALE) in Tirschenreuth. Gollwitzer befand nach 35 Jahren Dorferneuerung im Klosterdorf Speinshart auch mit Blick auf die vielen Privatinitiativen: „Aus einem verborgenen Juwel wurde etwas ganz Besonderes“. Immer ein Stück weit der Zeit voraus, praktizierte Speinshart das Programm „Innen statt Außen“ mustergültig. Friedrich Hebbel zitierend „Das Dorf ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält“ empfahl der ALE-Chef das Beispiel Speinshart: „Wer auf diesen Ort blickt, kann nur lernen“.

Landrat Andreas Meier betonte: „Der Landkreis hat viel draufgelegt“. Gleichzeitig lobte er den Tatendrang der Speinsharter und würdigte die Leistungen des Ortes als Ausdruck des starken Gemeinschaftsgeistes. Humorvoll ortete Tobias Reiß, Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landtagsfraktion, das Klosterdorf Speinshart als „Gelddepot“ des Freistaates. Der Bürgermeister verstehe es, mit immer neuen zündenden Ideen kreativ und findig an Fördertöpfe zu gelangen. 

875-jährige Kloster- und Gemeindegeschichte

Kaum war die Generalsanierung des Gebäudes abgeschlossen, packte die Gemeinde an, die benachbarten historischen Scheunen zu restaurieren. Das Projekt gehört zum Gesamtkonzept der Sanierung des historischen Klosterdorfes. „Auch wenn baulich untergeordnet, sind die Städel ein Stück Speinsharter Geschichte“, betonte Bürgermeister Albert Nickl.

Das Gemeindeoberhaupt rechnet mit Gesamtkosten von zirka 460.000 Euro. Auch an diesen Kosten beteiligen sich in bewährter Weise der Bayerische Entschädigungsfond, das Amt für Ländliche Entwicklung und der Bezirk Oberpfalz. Auch die Dorfgemeinschaft und der Gemeinderat helfen mit viel Gemeinsinn und zahlreichen Arbeitseinsätzen für Gottes Lohn mit, das Gesamtensemble im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Immerhin stand 2020 das 875-jährige Kloster- und Gemeindejubiläum an. Die Vorbereitungen waren bereits abgeschlossen, als die Corona-Pandemie der Vorfreude auf das Jubiläumsfest ein Ende bereitete. Der Bürgermeister und mit ihm die Chorherren der Prämonstratenserabtei hoffen auf verspätete Festtage in den kommenden Jahren.

Stein und Mörtel bauen ein Haus, Geist und Liebe schmücken es aus

Dieses Fazit deckt sich mit der Meinung von Bayerns Kunstminister Bernd Sibler. „Denkmäler sind wertvolle Zeugen der Vergangenheit und Teil unserer Identität, aus denen wir auf ganz besondere Weise in unsere Geschichte eintauchen können“, sagte der Staatsminister bei der Bekanntgabe der Preisträger der Bayerischen Denkmalschutzmedaille 2020.

Zu den Preisträgern gehört auch der Speinsharter Bürgermeister. Auch Albert Nickl habe sich in vielfacher Weise um den Erhalt von Denkmälern eingesetzt, zuletzt für das Haus der Dorfkultur, so der Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. Sibler würdigte das Projekt als Schmuckstück, das in seiner Einzigartigkeit lebendige Heimat ausstrahle. Gleichzeitig erinnerte er an den finanziellen Einsatz des Landesamtes für Denkmalpflege, des Amtes für Ländliche Entwicklung, der Landesstiftung, des Bezirks Oberpfalz und des Landkreises Neustadt/Waldnaab.

Auch Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil erkannte: „Das Haus der Dorfkultur zeigt, wie gut es gelingen kann, Historisches zu bewahren und gleichzeitig mit heutigen Ansprüchen in Einklang zu bringen“. Die feierliche Übergabe der Denkmalschutzmedaille musste wegen Corona bis heute verschoben werden.

Autoren: Robert Dotzauer, Anton Landgraf
Bilder: Robert Dotzauer


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Mit freundlicher Genehmigung der Bayerischen Staatszeitung


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