26.08.2025 - Stuttgart
Zehn Projekte haben es in die Endauswahl beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur 2025 geschafft - darunter vier Projekte aus Bayern! Unter die Nominierten wählte die Jury jeweils fünf Sanierungs- und Neubauprojekte, die zusammen eine große Vielfalt unterschiedlicher Bauaufgaben abbilden. Der Preis wird in diesem Jahr zum 13. Mal gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. vergeben.
Die Bekanntgabe der Gewinner findet in diesem Jahr erstmals im Rahmen einer eigenen Veranstaltung statt: dem Forum Nachhaltige Architektur, das am 27. November 2025 in der Bundeskunsthalle in Bonn Premiere feiert.
„Auch dieses Jahr begeistert die Jury, wie vielfältig, facettenreich und konsequent die Umsetzung von Nachhaltigkeitsthemen in der Architektur sein kann“, sagt DGNB Präsident und Juryvorsitzender Prof. Amandus Samsøe Sattler. „Die nominierten Projekte für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis zeigen, wie Nachhaltigkeit in der Alltagsarchitektur für ganz unterschiedliche Nutzungs- und Bautypologien durch überzeugende Gestaltung gelingen kann. Nicht als Zusatz, sondern als selbstverständlicher Bestandteil der architektonischen Qualität. So entsteht eine ebenso sicht- und erlebbare wie zukunftsfähige Baukultur.“
Die Hälfte der nominierten Projekte lässt sich bei der wichtigen Aufgabe Bauen im Bestand verorten. So wurde die denkmalgeschützte ehemalige Fertigungshalle der Eggenfabrik in München im Zuge einer ressourcenschonenden Sanierung zum ganzjährig nutzbaren, inklusiven Actionsportzentrum umgewandelt. Durch die behutsame Generalsanierung des ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Ausstellungsgebäudes auf der Mathildenhöhe in Darmstadt wurde ein historisch wertvolles Bauwerk mit Hilfe eines integrativen Planungsprozesses zukunftsfähig gestaltet. Im schwäbischen Ingerkingen ist mit der Sanierung und Erweiterung der für die Dorfgemeinschaft bedeutenden Mehrzweckhalle ein funktionales, nachhaltiges und sozial verankertes Projekt gelungen.
In der Münchner Studentenstadt zeigt die Generalsanierung des Sophie-Scholl-Hauses, wie sich die Bausubstanz der Nachkriegsmoderne mit einem nachhaltigen und zeitgemäßen Wohnkonzept für Studierende vereinbaren lässt. Und in Regensburg wurde die energetische Sanierung samt Erweiterung eines Wohnhochhauses aus den 1960er Jahren in einem durchdachten Gesamtkonzept mit der Aufwertung des gesamten Quartiers verbunden.
Bei den nominierten Neubauprojekten dominieren der Werkstoff Holz und das Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Der Campus Holzbau Schmäh in Meersburg am Bodensee demonstriert, wie ein ökologisch, sozial und gestalterisch anspruchsvoller Gewerbebau im ländlichen Raum gelingen kann.
In Wendlingen am Neckar ist mit dem „(Park)haus der Zukunft" ein Holzparkhaus entstanden, bei dem sowohl zukunftsorientierte Mobilitätskonzepte als auch flexible Nutzungsoptionen für die Zukunft mitgedacht wurden. Mit der Erweiterung der Leipziger Karl Schubert Schule um eine Mehrzweckhalle und ein Fachraumgebäude wurden flexibel nutzbare Orte des Lernens, Lehrens und des Miteinanders über den Schulalltag hinaus geschaffen.
Das von einer Baugemeinschaft initiierte Projekt Suffizienzhaus U10 in Kassel zeigt, wie durch ressourcenschonendes Bauen mit wiederverwendeten Materialien und einer flexiblen Grundrissgestaltung kostengünstiger Wohnraum entstehen kann. Mit seinem Projekt „Unser Gartenhaus – Haus ohne Zement“ in München erweitert der Architekt Prof. Florian Nagler die Flächen des bestehenden Vorderhauses für Wohnen und Arbeiten und setzt seinen Forschungsansatz des einfachen Bauens mit nachhaltiger Bauweise, energieeffizienten Materialien und flächeneffizienter Raumaufteilung fort.
Die eingereichten Projekte wurden von einer durch die DGNB und die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis berufenen Fachjury bewertet. Neben den Nominierten bestimmen die Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Bauen und Gesellschaft auch die Finalisten und das Gewinnerprojekt.
Zu den Mitgliedern zählten in diesem Jahr:
Die Bekanntgabe der Gewinner erfolgt erstmals im Rahmen des
neuen Veranstaltungsformats Forum Nachhaltige Architektur. Dieses findet am 27.
November 2025 in der Bundeskunsthalle in Bonn statt und wird gemeinschaftlich
ausgerichtet von der DGNB und der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Die
Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Architektur bildet den
feierlichen Abschluss der Veranstaltung. Weitere Informationen und den Link zur
kostenfreien Anmeldung finden Sie unter:
www.forum-nachhaltige-architektur.de.
Zusätzlich werden die Finalisten und das Gewinnerprojekt wie
gehabt während der abendlichen Preisverleihung des Deutschen
Nachhaltigkeitspreises gezeigt. Die Abendgala bildet den Abschluss des
Kongresses zum 18. Deutschen Nachhaltigkeitspreis, der am 4. und 5. Dezember
2025 in Düsseldorf stattfindet.
Weitere Informationen und die Jurybegründungen zu den
nominierten Projekten gibt es hier:
www.nachhaltigkeitspreis.de/wettbewerbe/architektur
www.dgnb.de/dnp-architektur
Projektbeteiligte
Jurybegründung (Auszug)
Bauten für Industrie und Gewerbe prägten im 19. Jahrhundert die städtebauliche Entwicklung des Münchner Stadtteils Pasing. In der 1910 errichteten Eggenfabrik mit einer über Oberlichter im Dachfirst gut belichteten Fertigungshalle wurden einst landwirtschaftliche Maschinen gefertigt. Nach jahrzehntelangem Leerstand wurde die Halle 2008 unter Denkmalschutz gestellt. Nach einer umfassenden Sanierung fungiert die Haupthalle laut der Bauherrin, der Landeshauptstadt München, seit Juli 2025 als erste Actionsporthalle mit ganzjährig wetterunabhängigen Trainingsmöglichkeiten zum Skateboarden, Inline- und Rollerskaten, Scooter- und BMX-Fahren. Dabei ist es Behnisch Architekten mit ihrem erfolgreichen Wettbewerbsentwurf gelungen, die vorhandene Bausubstanz fast vollständig zu erhalten.
[...] Für die größtenteils jungen Nutzerinnen und Nutzer wird erleb- und erfahrbar, dass Bestandserhalt und hier sogar im denkmalgeschützten Kontext auch heißen kann, dass darin für sie und für ihre Interessen gut nutzbare Räume entstehen können.
Projektbeteiligte
Jurybegründung (Auszug)
Die Generalsanierung des Ausstellungsgebäudes auf der Mathildenhöhe in Darmstadt durch schneider+schumacher Architekten stellt ein beeindruckendes Beispiel für den nachhaltigen Erhalt und zukunftsorientierte Nutzung eines denkmalgeschützten Bestandes dar. Die Mathildenhöhe – seit 2021 UNESCO-Welterbe – ist ein Ensemble von außergewöhnlichem kulturellem Wert. Das 1908 von Joseph Maria Olbrich entworfene Ausstellungsgebäude ist das Herzstück dieses Gesamtkunstwerks.
[...] Das Projekt überzeugt nicht nur durch seine gestalterische Qualität und technische Präzision. Es zeigt eindrucksvoll, dass nachhaltiges Bauen im Bestand – auch unter strengen denkmalrechtlichen Auflagen – möglich ist und zu identitätsstiftenden Ergebnissen führen kann.
Projektbeteiligte
Jurybegründung (Auszug)
Klingelhöfer Krötsch Architekten haben mit dem Campus Holzbau Schmäh eine Referenz für ökologisches und zukunftsfähiges Bauen im ländlichen Raum für den seit 150 Jahren familiär geführten Handwerksbetrieb geschaffen. Zwei komplementäre Baukörper aus Büro- und Wohngebäude sowie einem Werkstattgebäude formen das Betriebsgelände. Mit lokalen Abfallprodukten wie Lehm aus der Baugrube und Resten der eigenen Fertigung wurde CO2-positiv gebaut, so besteht beispielsweise die Fassade der Halle aus Waldkantenabschnitten.
[...] Das Projekt zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie traditionelle Bauweisen, ökologische Materialien und soziale Verantwortung zusammenwirken können – ressourcenschonend, wirtschaftlich und zukunftsweisend für den Gewerbebau von morgen.
Projektbeteiligte
Jurybegründung (Auszug)
Mit der Mehrzweckhalle in Ingerkingen gelingt es dem Architekturbüro Atelier Kaiser Shen, dem Konzept des Weiterbauens ein überzeugendes Gesicht zu geben. Die Architekten entschieden sich im Wettbewerb bewusst dazu, etwa 60 Prozent der ursprünglichen Halle zu bewahren. Das Gebäude diente bereits über 60 Jahre als sozialer Treffpunkt der Gemeinde und war als identitätsstiftender Ort für die Bevölkerung von essenzieller Bedeutung.
[...] Der hier beschrittene Weg der Bestandsnachnutzung kann als Vorbild für die Sanierung vieler weiterer Hallen in Deutschland dienen.
Projektbeteiligte
Jurybegründung (Auszug)
herrmann+bosch architekten aus Stuttgart konzipierten ein Bauwerk, das als Brücke in eine Zukunft mit weniger Autos dient. Von Beginn an wurde das Gebäude vorbildlich und zukunftsweisend für eine Zwischennutzung geplant und realisiert und ist bereits heute auf eine spätere Umnutzung vorbereitet. Zudem können die Bauelemente nach Ablauf ihres Lebenszyklus sortenrein getrennt und die Materialien wiederverwendet werden. Aktuell dient der ovale Holzbau für Pkw und Fahrräder als Baustein für den Übergang vom Individualverkehr zum öffentlichen Nahverkehr.
[...] Das (Park)haus der Zukunft von herrmann+bosch architekten aus Stuttgart ist beispielhaft für eine Bauaufgabe, der sich unsere Gesellschaft stellen muss.
Projektbeteiligte
Jurybegründung (Auszug)
Eine Schule stellt einen geschützten Ort für Kinder und Jugendliche dar, ist aber auch ein Arbeitsort für die Lehrerinnen und Lehrer. Die Innen- und Außenräume sollten daher generationenübergreifend eine hohe Aufenthaltsqualität bieten und die Lernziele unterstützen. Beides ist mit den Ergänzungsbauten von Kersten Kopp Architekten für die Karl Schubert Schule in Leipzig vorbildlich gelungen: Durch die Setzung der Gebäude entstehen gut proportionierte und inspirierende Räume zum Lernen und Lehren. [...] Die Erweiterung der seit 2011 bestehenden Waldorfschule im Leipziger Süden umfasst eine Mehrzweckhalle sowie ein neues Fachraumgebäude.
[...] Die Bezahlbarkeit und der soziale Anspruch des Schulcampus als ein Ort mit gutem Wohlbefinden werden als übergeordnete Ziele vorbildhaft in der Karl Schubert Schule vereint.
Projektbeteiligte
Jurybegründung (Auszug)
Die Generalsanierung des Sophie-Scholl-Hauses in der größten Studentensiedlung Deutschlands steht exemplarisch für die verantwortungsvolle Transformation der Nachkriegsmoderne zu zeitgemäßen, nachhaltigen Wohnkonzepten. Die architektonische Konzeption von bogevischs buero setzt auf den Erhalt der charakteristischen Struktur der 1970er Jahre, komplementiert durch Nutzungsangebote im Erdgeschoss. Besonders bemerkenswert ist die Integration von drei Sonderapartments, darunter zwei barrierefreie 2-Zimmerwohnungen und ein flexibles Eltern-Kind-Apartment, das auch als behindertengerechte Wohnung mit Betreuerzimmer nutzbar ist.
[...] Als Wohnraum für eine diverse Studierendenschaft setzt das sanierte Sophie-Scholl-Haus wichtige Impulse für barrierefreies und gemeinschaftliches Wohnen und die Tradition der selbstverwalteten Studentensiedlung in die Zukunft führen.
Projektbeteiligte
Jurybegründung (Auszug)
Das vom Büro foundation 5+ architekten geplante Suffizienzhaus U10 in Kassel soll [...] beispielhaft demonstrieren, [wie einfaches, kostengünstiges und ökologisches Bauen von Wohnraum mit einem minimierten Ressourcenbedarf gelingt]. Das fünfgeschossige Wohnhaus schließt als Massivholzbau die letzte verbliebene Baulücke am Rand des Martini-Quartiers in Kassel in einer gründerzeitlich geprägten Nachbarschaft.
[...] Hervorzuheben sind neben der nachhaltigen Bauweise und dem hohen Anteil von gebrauchten Baumaterialien die kooperative Planung und Umsetzung zusammen mit der Baugemeinschaft, der hohe Anteil an gemeinschaftlichen Nutzungen und das kooperative und selbstverwaltete Vermietungsmodell.
Projektbeteiligte
Jurybegründung (Auszug)
Das Gartenhaus von Florian Nagler Architekten ist als Erweiterung der eigenen Wohn- und Büroflächen im bestehenden Vorderhaus konzipiert. Fast zwei Jahre nach Fertigstellung wirkt es, als hätte es schon immer im naturbelassenen, idyllischen Garten gestanden, in stimmiger Beziehung zu Vorderhaus und Nachbarbebauungen. Städtebaulich und architektonisch überzeugend und ästhetisch berührend, ist das Haus aber eigentlich ein Forschungsgebäude, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Lehren aus reduzierter Bautechnik und optimierter Raumluft- und Wohnqualität der Forschungshäuser in Bad Aibling nun in eigener Regie als Bauherr, Architekt und teilweise ausführender Zimmermann konsequent weiterzuentwickeln.
Insgesamt ist das Vorhaben ein positives Beispiel für die Nachverdichtung bestehender Baugebiete.
Projektbeteiligte
Jurybegründung (Auszug)
Mit der notwendigen energetischen Sanierung eines Wohnhochhauses aus den 1960er Jahren stellt das Projekt eine gegenwärtige Bauaufgabe im Umgang mit der Nachkriegsarchitektur dar. [...] Neben dem Bestandsgebäude ist es gelungen, das gesamte Quartier aufzuwerten. Im Zuge der Sanierung des 14-geschossigen Gebäudes mit 58 Wohnungen hat die StadtBau Regensburg GmbH zusammen mit dem beauftragten Architekturbüro studiomolter einen Erweiterungsbau mit zusätzlich 40 Wohneinheiten realisiert.
[...] Mit ihrem beispielhaft durchdachten Gesamtkonzept ist es den Projektbeteiligten neben den bauphysikalisch notwendigen Maßnahmen gelungen, sowohl die Wohnsituation für die Bewohnerinnen und Bewohner erheblich aufzuwerten als auch neue gestalterische und baukulturelle Qualitäten in das sozial durchmischte Quartier zum Wohle aller zu bringen.
Quelle: DGNB, Fotos: Dariusz Miszta, DGNB, David Matthiesse, Jörg Hempel, Martin Maier Photography BF, Brigida González, Roland Halbe, Simon Menges und Nino Tugushi, Julia Knop, Constantin Meyer Fotografie, Schels | Lanz | PK Odessa, Roland Halbe
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