17.11.2023 - Düsseldorf
„In den kommenden Jahren wird durch Demografie, Digitalisierung und Klimaschutz der Bedarf an Beschäftigten in Ingenieur- und Informatikerberufen deutlich zunehmen“, sagt VDI-Arbeitsmarktexperte Ingo Rauhut. Der aktuelle Ingenieurmonitor (Quartal II/2023) ergibt einen starken Engpass bei den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik.
Der Arbeitsmarkt in den Ingenieur- und Informatikerberufen zeigt im zweiten Quartal 2023 erste konjunkturelle Bremsspuren, befindet sich aber weiterhin auf einem hohen Engpassniveau. Im zweiten Quartal 2023 beträgt die Engpasskennziffer 439 offene Stellen je 100 Arbeitslose – ein deutlicher Engpass, jedoch erreichte die Engpassrelation im zweiten Quartal 2022 mit 492 noch einen höheren Rekordwert.
„Dabei unterscheiden sich die Engpässe deutlich zwischen den Berufen“, ordnet Rauhut ein. Die größten Engpässe bestehen bei den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik (Engpassrelation 770), vor den Ingenieurberufen Bau/Vermessung/Gebäudetechnik und Architektur (532). „Diese beiden Berufsfelder sind angesichts der Energiewende und der Krise auf dem Bau besonders zu betrachten und können zu einer Verschärfung des Fachkräftemangels führen“, sagt Ingo Rauhut. Die Lage des deutschen Baugewerbes ist angespannt. Immer mehr Bauprojekte werden angesichts fehlender Aufträge, Fachkräfte und Probleme bei der Finanzierung storniert.
Betrachtet man die 400 Kreise separat nach Ingenieur- und Informatikerberufen, so liegt bei den Ingenieurberufen Wolfsburg mit 15,5 Prozent vor Böblingen mit 9 Prozent und Ingolstadt mit 8,7 Prozent. Bei den Informatikerberufen liegt Erlangen mit 7,1 Prozent an der Spitze vor Karlsruhe mit 4,7 Prozent und München, Stadt mit 4,5 Prozent.
Betrachtet man die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, so zeigt sich, dass in den letzten zehn Jahren – von Ende 2012 bis Ende 2022 – die Beschäftigung in den Ingenieur- und Informatikerberufen mit einem Plus von 51 Prozent besonders dynamisch gestiegen ist. Parallel suchten im zweiten Quartal 2023 im Monat ca. 40.000 Personen eine Beschäftigung in einem Ingenieur- oder Informatikerberuf.
Der Ingenieurmonitor wird einmal pro Quartal gemeinsam vom VDI e.V. und dem Institut der deutschen Wirtschaft e.V. herausgegeben und präsentiert einen Überblick über den aktuellen Stand und die Entwicklung relevanter Indikatoren des Arbeitsmarktes in den Ingenieur- und Informatikerberufen.
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Der Arbeitsmarkt in den Ingenieur- und Informatikerberufen zeigt im ersten Quartal 2023 ein differenziertes Bild. Insgesamt gab es im ersten Quartal 2023 mit rund 175.600 offenen Stellen einen neuen Rekordwert eines Quartals seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2011. Im Vorjahresvergleich nahm die Gesamtzahl der offenen Stellen dabei um 16,0 Prozent zu.
Bei der Entwicklung der offenen Stellen gibt es im Jahresvergleich dabei aber große Unterschiede zwischen den Berufskategorien. So nahm die Anzahl der offenen Stellen im Jahresvergleich in den Ingenieurberufen Technische Forschung und Produktionssteuerung um 36,6 Prozent, in den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik um 36,4 Prozent und in den Ingenieurberufen Maschinen- und Fahrzeugtechnik um 35,0 Prozent zu. Insbesondere bei der Energie- und Elektrotechnik dürfte die zunehmende Geschwindigkeit der Energiewende eine zentrale Bedeutung spielen. Auf der anderen Seite nahm die Anzahl der offenen Stellen in den Bauingenieurberufen um 0,8 Prozent ab. Ein Grund hier dürfte im starken Rückgang der Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe liegen.
Im ersten Quartal 2023 suchten monatsdurchschnittlich 38.476 Personen eine Beschäftigung in einem Ingenieur- oder Informatikerberuf. Im Vorjahresvergleich nahm die Arbeitslosigkeit dabei um 6,4 Prozent zu. Hierbei gibt es wiederum Unterschiede zwischen den Berufskategorien. Während die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich in den Ingenieurberufen Maschinen- und Fahrzeugtechnik um 7,2 Prozent und in den Ingenieurberufen Technische Forschung und Produktionssteuerung um 6,4 Prozent abnahm, stieg sie in den Bauingenieurberufen im Vorjahresvergleich um 21,1 Prozent.
Setzt man die Anzahl der offenen Stellen in Bezug zur Zahl der Arbeitslosen, ergibt sich die Engpasskennziffer in Ingenieur- und Informatikerberufen. Im ersten Quartal 2022 kamen rechnerisch auf 100 Arbeitslose noch 418 offene Stellen. Im ersten Quartal 2023 stieg diese Engpasskennziffer auf 456 – ein deutlicher Zuwachs, jedoch eine Engpassrelation unter dem Rekordwert des zweiten Quartals 2022 mit 492. Dabei unterscheiden sich die Engpässe deutlich zwischen den Berufen: die größten Engpässe bestehen bei den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik, vor den Ingenieurberufen Bau/Vermessung/Gebäudetechnik und Architektur. An dritter Stelle folgen die Informatikerberufe. Auch in allen anderen Ingenieurberufen bestehen im ersten Quartal 2023 Engpässe. Besonders stark sind die Engpässe in den Ingenieurberufen Technische Forschung und Produktionssteuerung (+45,9 Prozent) sowie Maschinen- und Fahrzeugtechnik (+45,5 Prozent) und Energie- und Elektrotechnik (+31,7 Prozent) gestiegen. Im Vorjahresvergleich nehmen die Engpässe in den Bauingenieurberufen hingegen - weiterhin aber auf hohem Niveau - stark ab (-18,2 Prozent).
In den kommenden Jahren wird durch Digitalisierung und Klimaschutz der Bedarf an Beschäftigten in Ingenieur- und Informatikerberufen deutlich zunehmen. Dazu ist mit einem stark steigenden demografischen Ersatzbedarf zu rechnen. Sorge macht daher, dass die Anzahl der Studienanfänger*innen in den Ingenieurwissenschaften und Informatik in den letzten Jahren stark rückläufig ist.
Positiv zu bewerten ist daher, dass bereits in den letzten Jahren eine Zunahme beim Beschäftigungsanteil von Frauen in den Ingenieurberufen zu beobachten ist. Von Ende 2012 bis zum September 2022 nahm der Beschäftigtenanteil von Frauen an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ingenieurberufen von 15,1 Prozent auf 19,4 Prozent zu.
Unter den Bundesländern ist der Frauenanteil besonders hoch in Berlin mit 28,2 Prozent, gefolgt von Hamburg mit 24,7 Prozent und Mecklenburg-Vorpommern mit 23,6 Prozent. Unter den 400 Kreisen/Städten in Deutschland liegen Weilheim-Schongau (37,6 Prozent), Lüchow-Danneberg (35,9 Prozent) und die Stadt Weimar (32,9 Prozent) an der Spitze.
Um die Potenziale von Frauen noch stärker zu heben, sollte die klischeefreie Studienorientierung gestärkt und Ingenieurberufe stärker in ihrer Bedeutung als Klimaschutzberufe herausgehoben werden. Ferner sollte das Feedback zu den Stärken von Mädchen und Frauen in Mathematik verbessert und zusätzliche Mentorinnen- und Mentorenprogramme angeboten werden.
Quelle: VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V., Fotos: VDI / Gorodenkoff/Shutterstock.com
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