16.11.2023 - Aachen
Eine Straße, die wie ein Hitze-Schwamm funktioniert – das ist die Idee hinter Power Road. Expertinnen und Experten des Lehrstuhls und Instituts für Straßenwesen der RWTH Aachen stellten das Prinzip nun gemeinsam mit Vertretern der VINCI Construction vor. „Wie eine Fußbodenheizung, nur umgekehrt“ erläutert Dr. Dirk Kemper, der stv. Leiter des Instituts, die Idee und das Prinzip des Projekts „Power Road“. Die dunkle Straßenoberfläche nimmt Hitze auf und über Rohrleitungen im Asphalt wird diese transportiert und gespeichert.
Mittels eines rund 50 Quadratmeter großen Asphaltstücks, „Demonstrator“ genannt, erläuterten die Experten vor rund 100 Gästen die Funktionsweise. Die gespeicherte Wärme steht zum Heizen von Räumen oder Schwimmbädern oder aber auch zum Enteisen von Straßen zur Verfügung.
Klimafreundlicher Nebeneffekt: „So können wir dazu beitragen, dass sich Innenstädte im Sommer nicht mehr so stark aufheizen, wir entziehen die Hitze einfach den Städten“, so Kemper. Das System könnte so dazu beitragen, den sogenannten „Heat Island“-Effekt, also dass sich Innenstädte deutlich stärker als umliegende ländliche Gebiete aufheizen, abzuschwächen. Zudem schont das System die Straßen: Ist die Oberfläche stark aufgeheizt, wird das im Asphalt enthaltene Bitumen leicht zähflüssig und es kann zur Bildung von Spurrinnen kommen. Wird der Straße Hitze entzogen, schwächt sich dieser Effekt deutlich ab.
Am Institut für Straßenwesen der RWTH ist ein voll funktionsfähiger Demonstrator verbaut. Die der Straße entzogene Wärme wird in einen Speicher geleitet und das nebenan gelegene „Performance Center für Asphaltprüfungen“ wird so geheizt. An diesem System forscht die RWTH seit bald 20 Jahren, gemeinsam mit VINCI Construction verfügt man nun über ein durchaus marktreifes Produkt: „Für diese Bauweise gibt es noch kein etabliertes Regelwerk, daher tun sich Kommunen noch schwer damit, es einzusetzen“, erläutert Kemper. Die RWTH habe nun die Basis geliefert, dass das Prinzip funktioniert und einsatzbereit ist, und auch für den baldigen Einsatz in den Städten und Gemeinden ist Kemper zuversichtlich: „Wenn eine Kommune vorangeht, folgen weitere ganz automatisch.“
„Mit diesem Demonstrator“, so Tim Lorenz, CEO von VINCI Construction, „können wir Infrastruktur ganz neu denken. Die Baubranche kann mit innovativen Lösungen hier ihren Beitrag leisten, damit das Verkehrssystem von morgen klimaneutral und resilient ist.“ Für den Partner RWTH ist er sehr dankbar, zeige die Hochschule doch, dass sie bereit sei, neue Wege zu gehen und Innovationen voranzutreiben. „Die RWTH Aachen“, so Lorenz, „ist als exzellente Hochschule nicht nur in Deutschland, sondern weltweit bekannt.“
Das System haben RWTH und VINCI Construction, vormals Eurovia, gemeinsam entwickelt, so galt der Dank von Professor Alvaro Garcia Hernandez, dem Leiter des Instituts für Straßenwesen, auch dem Partner: „Die Technologie zeigt nicht nur Innovationen im Bereich der Wärmeenergieaufnahme und -speicherung, sondern stellt auch einen Schritt in Richtung einer umweltverantwortlicheren Zukunft dar. Es ist großartig, diese Innovation nun hier zu haben und damit arbeiten zu können“. Denn die RWTH nutzt den Power Road-Demonstrator nun zu Forschungszwecken und optimiert das System auf diese Weise stetig. Wie gut das System funktioniert, davon konnten sich die Gäste vor Ort ein Bild machen: Mittels einer Wärmebildkamera demonstrierten die Wissenschaftler, wie der Straße Wärme entzogen und durch die Rohre abgeleitet wird. Eben wie eine Fußbodenheizung, nur umgekehrt.
Quelle und Grafik: RWTH Aachen
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