26.06.2023 - München
Der Energieverbrauch in den eigenen vier Wänden ist nicht erst seit den steigenden Energiepreisen für viele Deutsche ein großes Thema. Wie die Bürgerinnen und Bürger ihren Verbrauch senken wollen, welche Sanierungsmaßnahmen sie planen und wie sie über Smart Home-Geräte denken, darüber gibt das TechnikRadar 2023 Aufschluss.
Die repräsentative Bevölkerungsumfrage von acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Körber-Stiftung und ZIRIUS - Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart informiert regelmäßig über die Technikeinstellungen der Deutschen und legt den Schwerpunkt dabei jeweils auf ein anderes Thema – diesmal: nachhaltiges Bauen und Wohnen.
Wie sieht die Zukunft des Bauens und Wohnens in Deutschland aus? Seit Wochen bestimmt das sogenannte Heizungsgesetz die öffentliche Debatte. Laut TechnikRadar 2023 sehen 90 Prozent der Deutschen Energiesparmöglichkeiten durch eigene Verhaltensänderungen – insbesondere im Bereich Heizung und Warmwasser (32,2 Prozent).
Bei der Anschaffung neuer Geräte sehen die Deutschen das größte Energieeinsparpotential jedoch nicht bei Heizung und Warmwasser, sondern im Bereich des Stromverbrauchs (40,3 Prozent). Die Anschaffung von LED-Lampen oder eines energieeffizienten Kühlschranks erscheint den Menschen also energetisch sinnvoller als der Kauf einer neuen Heizung oder Warmwasseranlage.
Seit 2018 erhebt das TechnikRadar die wichtigsten Zukunftsthemen der Deutschen. Die Sicherung von Arbeitsplätzen wird von den Befragten seitdem unverändert als wichtigste gesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen. Der Klimaschutz landet auf Rang vier und bleibt wichtig, wird aber knapp von innerer Sicherheit und Datenschutz vom zweiten Rang verdrängt.
Die Begrenzung der Preissteigerung für das Wohnen nimmt dagegen einen der hinteren Plätze der abgefragten Themen ein. Lediglich für Frauen und Geringverdienende ist dies von überdurchschnittlicher Bedeutung.
Photovoltaik und Solarthermie gewinnen seit den Preissteigerungen im Energiesektor an Bedeutung. Auch die befragten Hauseigentümer:innen setzen auf diese Technologien: 79 Prozent beabsichtigen in der nächsten Zeit Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Hiervon planen wiederum 45,9 Prozent die Installation einer Photovoltaikanlage, knapp ein Drittel (31,7 Prozent) will das Haus mit einer Solarthermieanlage ausrüsten.
Einen ähnlichen Aufschwung wie die Solarenergie haben Smart Home-Geräte erlebt. Im Vergleich zum TechnikRadar 2018 hat sich die Nutzung von Smart Home-Technologien bei den Befragten in Deutschland mehr als verdoppelt: Gaben 2018 noch 8,1 Prozent an, diese zu nutzen, so waren es in der aktuellen Befragung bereits 21 Prozent. Vor allem der Anteil der Nutzerinnen hat sich seither in allen Altersgruppen ungefähr verdreifacht. Auch bei den sonst eher weniger technikaffinen Männern über 65 Jahre gibt rund jeder Fünfte (19,5 Prozent) an, Smart Home-Geräte zu nutzen.
In Zukunft soll in Städten – ganz der Idee der Smart City folgend – durch Vernetzung bessere Stadtplanung gelingen, zum Beispiel durch digitale Baudaten. Entsprechend geben dort „City-Dashboards“ Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Kommunen einen kontinuierlichen Einblick in Informationen der Stadtentwicklung, der Energienachfrage oder der Nutzung von Transportangeboten.
Mehr als die Hälfte der Befragten (59,2 Prozent) beim TechnikRadar 2023 zeigt eine hohe Bereitschaft, zu diesem Zweck Daten über den eigenen Energieverbrauch in anonymisierter Form weiterzugeben.
Cordula Kropp, wissenschaftliche
Projektleiterin und Soziologin, ZIRIUS – Zentrum für interdisziplinäre Risiko-
und Innovationsforschung der Universität Stuttgart:
"Insgesamt beobachten wir
beim Untersuchungsfokus Bauen und Wohnen, dass den Deutschen die Themen
Klimaschutz, erneuerbare Energien, der Einsatz energiesparender Geräte sowie
Sanierungsmöglichkeiten wichtig sind. Dass jeder Zehnte in den Bereichen
Stromverbrauch, Heizung/Warmwasser oder Mobilität/Reisen keine
Einsparmöglichkeiten sieht, stimmt allerdings nachdenklich. Hier ist
offensichtlich weiterhin viel Information über technische Möglichkeiten
notwendig und viel Unterstützung bei Renovierung und energetischer Umstellung.
Sonst kann das ehrgeizige politische Ziel, bis 2045 den Gebäudebestand
nachhaltig und den Gebäudebetrieb klimaneutral zu machen, nicht erreicht
werden."
Ortwin Renn,
TechnikRadar-Co-Projektleiter und acatech Präsidiumsmitglied:
"Wie schon bei den letzten TechnikRadar-Ausgaben
ist die Sicherung der Arbeitsplätze für die Deutschen das wichtigste
Zukunftsthema. Bemerkenswert ist aber: trotz der unsicheren
Versorgungssituation mit Energieimporten und der rapide steigenden
Energiepreise bleibt die Begrenzung der Klimaerwärmung ein weiterhin wichtiges
Ziel – und das zeigt sich auch beim Thema Bauen und Wohnen."
Thomas Paulsen, Vorstand der
Körber-Stiftung:
„Das TechnikRadar zeigt, dass die Deutschen zu mehr
Nachhaltigkeit beim Bauen und Wohnen mehrheitlich bereit sind. Entscheidend ist
jetzt die Umsetzung. Die Politik muss mit Augenmaß, einer guten Kommunikation,
überschaubaren Handlungsoptionen und einem verlässlichen Rahmen sicherstellen,
dass die geplanten Sanierungen umsetzbar sind und Deutschland ein
klimaneutrales Industrieland werden kann.“
Über das TechnikRadar
Das TechnikRadar ist eine regelmäßige, bundesweit
repräsentative Befragung, die nach sozialwissenschaftlichen Standards
entwickelt und mit Methoden der empirischen Sozialforschung ausgewertet wird.
Als langfristig angelegtes Frühwarnsystem macht es Fehlentwicklungen des
technologischen Wandels rechtzeitig erkennbar oder weist auf einen besonderen
Kommunikationsbedarf hin. Gleichzeitig möchte das TechnikRadar
Innovationsprozesse unterstützen, damit Produkte und Technologien im Einklang
mit den Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger stehen. Die Ergebnisse bieten
eine fundierte Grundlage für die Diskussion um den Stellenwert, die
Gestaltungsmöglichkeiten und die Regulierungserfordernisse technischer
Innovationen.
Eine Auswahl zentraler Ergebnisse aus dem TechnikRadar 2023 findet sich unter:
Quellen: acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Körber-Stiftung, Fotos: Körber-Stiftung/acatech
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