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Interview mit Sabrina Danger und Benjamin Domnick vom Arbeitskreis „Klimaneutrales Ingenieurbüro”

Auf dem Weg zum klimaneutralen Ingenieurbüro

03.05.2023 - München

Interview mit Sabrina Danger und Benjamin Domnick vom Arbeitskreis „Klimaneutrales Ingenieurbüro”

Sabrina Danger und Benjamin Domnick vom Arbeitskreis „Klimaneutrales Ingenieurbüro” der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau berichten im Interview über ihre Erfahrungen und die Herausforderungen, wie das eigene Ingenieurbüro klimafreundlicher betrieben werden kann. Der Arbeitskreis beschäftigt sich mit der Frage, wie man das eigene Büro effizient umgestaltet kann, ohne dabei den alltäglichen Geschäftsablauf zu beeinträchtigen und entwickelt gerade ein Bewertungstool zur Ermittlung der CO2-Emmissionen im Büro.

Dafür haben die Mitglieder des Arbeitskreises „Klimaneutrales Ingenieurbüro“ Analyse- und Bewertungsmöglichkeiten ausgearbeitet, wie Ingenieurbüros ihre CO2-Emissionen ermitteln und darauf aufbauend Einsparungs- und Kompensationsmöglichkeiten in die Wege leiten können. Ziel ist es, den Kammermitgliedern mittelfristig die Möglichkeit zu geben, die Emissionen ihrer Büros zu ermitteln und bestätigen zu lassen. Vor der Einführung eines solchen Bewertungstools sollen die Auftraggeber und die Vertreterversammlung eingebunden und befragt werden, ob die bisherigen Analyse- und Bewertungsansätze zu den CO2-Emissionen den ihrerseits geforderten Nachhaltigkeitsstandards, beispielsweise bei Vergabeverfahren, entsprechen.

Bei der Vertreterversammlung der Kammer am 27. April 2023 in Fürth haben Frau Danger und Herr Domnick den Vertreterinnen und Vertretern an einem Info-Stand die Ergebnisse des Arbeitskreises und die aktuelle Version eines Fragebogens zur Ermittlung der CO2-Bilanz im Büro vorgestellt. Aus Sicht des Arbeitskreises ist es wichtig, dass sich die Ingenieurinnen und Ingenieure sich nicht nur mit Nachhaltigkeit und Energieeffizienz im Bauwesen auseinandersetzen, sondern auch im eigenen Büroalltag darauf achten, möglichst umweltschonend und CO2-sparend zu handeln.

Interview mit Sabrina Danger und Benjamin Domnick

Guten Morgen Frau Danger, guten Morgen Herr Domnick! Schön, dass Sie Zeit für dieses Interview gefunden haben. Aus welchen Fachbereichen kommen Sie denn und wo sind Sie aktuell tätig?

Benjamin Domnick:
Hallo, vielen Dank für die Einladung und das Interesse an diesem Thema, welches insbesondere in den aktuellen Zeiten ungemein wichtig geworden ist! Ich studiere aktuell noch im Bachelor Umweltingenieurwesen an der TUM und bin für das Büro Zilch + Müller Ingenieure GmbH in München tätig. Langfristig möchte ich mich jedoch etwas internationaler ausrichten und starte dieses Jahr einen Double Degree Master im Rahmen des European Institute of Innovation and Technology (EIT) Programms in Helsinki und Barcelona.

Sabrina Danger:
Ich habe an der TH Rosenheim Innenausbau studiert und bin vor 2 Jahren als Werkstudentin zur ig-bauphysik GmbH & Co. KG gekommen. Dort bin ich seit letztem Jahr auch als Projektingenieurin im Bereich Thermische Bauphysik tätig.

Das klingt ja alles sehr interessant! Damit bringen Sie beide definitiv das notwendige Hintergrundwissen und die richtige Motivation für diesen Job mit sich. Wie läuft denn die grundlegende Erstellung einer CO2-Bilanzierung ab, beziehungsweise wie haben Sie das Pilotprojekt in Ihrem Unternehmen durchgeführt?

Sabrina Danger:
Ich habe die erste Bilanzierung in der Firma in Form meiner Bachelorarbeit durchgeführt. Zuerst habe ich mir deshalb Grundlagen zur Bilanzierung verschafft und mich in die Thematik eingelesen. Als ich mich dann soweit vorbereitet gefühlt hatte und die Grenzen der Bilanzierung festgelegt hatte, habe ich eine Excel-Vorlage zur Berechnung erstellt und angefangen, alle Daten zusammenzusuchen, die ich dafür brauchte.

Das war ziemlich mühsam, aber ich hatte viel Unterstützung vom Backoffice. Über Fragebögen hatte ich dann das Pendelverhalten der Mitarbeitenden abgefragt, sodass ich alle Informationen dafür hatte und mithilfe der Emissionsfaktoren die Emissionen berechnen konnte.

Benjamin Domnick:
Zunächst müssen alle relevanten Verbrauchsdaten erhoben werden, was anfangs auch den zeitaufwändigsten Prozess darstellt. Besonders bei der erstmaligen Durchführung sind fehlende Routinen und nicht aufbereitete Daten ein arbeitsintensiver Kraftakt. Dabei geht es beispielsweise um Strom- und Wasserverbräuche, zurückgelegte Kilometer auf Dienstreisen, aber auch den bürointernen Kaffeekonsum.

Manche Daten sind dabei schnell ermittelbar, andere jedoch nur sehr umständlich herauszufinden. Dies variiert auch und ist nicht direkt pauschalisierbar - je nach Gebäudesituation, Dokumentation und externen Dienstleistern sind die Verbräuche unterschiedlich aufwändig zu ermitteln.

Mit korrekt vorbereiteten Datensätzen geht es dann anschließend jedoch umso schneller. Direkt nach Auswahl der aktuellen Energiesituation vor Ort und nach Eingabe aller Verbräuche, berechnet das von uns entwickelte Tool in Sekunden die durch den Bürobetrieb verursachten CO2-Emissionen, teilt die Verbräuche in einzelne Sektoren auf und gibt so eine kategorisierbare Rückmeldung.

Okay, das konnte ich nachvollziehen, klingt auf jeden Fall insbesondere bei der ersten Erstellung nach einigem an Arbeit. Nun habe ich diese CO2-Bilanz erstellt und habe einen jährlichen Emissionswert erhalten, wie sieht der weitere Ablauf aus beziehungsweise wie wurde er von Ihnen durchgeführt?

Sabrina Danger:
An erster Stelle war wichtig zu klären, ist dieser Wert jetzt hoch oder niedrig? Wo standen wir? Nach meinen Recherchen und im Austausch im Arbeitskreis waren wir wohl ziemlich im Mittelfeld. Dann ging es natürlich darum, das Ergebnis zu analysieren und die größten Verursacher herauszufinden. Das war in unserem Fall ziemlich klar die Mobilität. Es wurden Maßnahmen zur Reduktion entwickelt und ein Naturschutzprogramm zur Kompensation herausgesucht.

Benjamin Domnick:
Jetzt beginnt der eigentliche Teil der Arbeit. Zunächst muss das Ergebnis grundlegend analysiert werden. Wo gibt es große Verbräuche, aus welchem Grund sind die Werte dort so hoch und was ist der Handlungsspielraum? Was sind einzelne Faktoren, auf die man Einfluss nehmen kann? Was sind die theoretischen Ansätze und was kann man davon in der Praxis wirklich umsetzen?

Dies kann und muss teilweise auch ein schmerzhafter Verzicht sein, wie einzelne Fahrzeuge des Fuhrparks auszusondern, den Büroalltag organisatorisch umzustrukturieren und auf Geschäftsreisen zu verzichten. Ganz wichtig ist dabei jedoch auch die direkte Kommunikation mit den Mitarbeitenden, um das Verständnis zu erhöhen und die Vorgehensweise zu erklären.

Im Anschluss wird berechnet, was der nicht vermeidbare, überbleibende Anteil an Emissionen ist, für den ein passender Ausgleich geschaffen werden muss.

Ja klar, einen gewissen Faktor kann man irgendwann nicht weiter reduzieren. Für was für ein Kompensationsprojekt haben Sie sich dann anschließend entschieden? Diesbezüglich ist der Markt ja leider sehr unübersichtlich und man weiß gar nicht, wo man anfangen soll…

Benjamin Domnick:
Ja, da haben Sie absolut Recht! Nach einigen Gesprächen mit den großen Anbietern war uns jedoch schnell klar, dass wir nicht in einer Kundenreihe mit den klassischen Klimaverschmutzern stehen wollen. Diese Anbieter verkaufen meist sehr günstige CO2-Zertifikate global agierender Projekte und bewirken so den inzwischen immer häufiger auffindbaren Slogan „Unser Unternehmen arbeitet klimaneutral", ohne dass sich tatsächlich etwas an den Geschäftsweisen ändert.

Wir hatten auch einige Gespräche mit lokalen und kleineren Partnern, die zwar höherqualitative Zertifikate anbieten, haben uns schließlich aber dann doch auf ein greifbares Projekt konzentriert. Wir distanzieren uns somit von Kompensationen und der CO2-Netto-Null auf dem Papier, sondern investieren die gleiche Summe an Geld in langfristig wirksame und nachhaltige Projekte, die nach den UN-Nachhaltigkeitszielen klassifiziert werden.

In unserem Fall fördern wir eine zukunftsorientierte Stadtplanung, indem wir in Zusammenarbeit mit dem Start-up "WOW! Urbane Utopien" einen tristen Platz vor unserem Büro in eine grüne Oase verwandeln. Durch diese Maßnahme verbessern wir nicht nur die Aufenthaltsqualität, sondern reduzieren auch die Wärmeinselbildung und erweitern die Stadtbegrünung. Gleichzeitig beleben wir den knappen Innenstadtraum und schaffen mehr Platz für die Öffentlichkeit.

Sabrina Danger:
Uns war es wichtig, ein lokales Kompensationsprojekt zu wählen. Wir haben viel diskutiert über “fairen” Emissionspreis und die Art des Projektes. Schlussendlich fiel die Wahl dann auf das Klimaschutzprogramm MoorFutures. Es handelt sich dabei um ein Naturschutzprojekt, welches sich um die Wiedervernässung trockengelegter Moore in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein beschäftigt.

Vielen Dank für Ihre Zeit und diesen Einblick in Ihre Erfahrungen. Allein diese zwei Beispiele zeigen die Vielfältigkeit und die Unterschiede, die bei einer nachhaltigen Transformation möglich sind! Ich wünsche Ihnen und Ihren Unternehmen weiterhin viel Erfolg im laufenden Prozess und bin mir sicher, dass Sie es schaffen, mit diesem Prinzip noch viele Emissionen zu reduzieren. Ich hoffe unsere Leser können so eine etwas genauere Vorstellung bekommen, was sie demnächst erwartet, auch wenn der ein oder andere sich sicher schon mit diesem Thema beschäftigt hat. Sie planen jetzt ja auch, den Leitfaden für den genauen Prozess und die Möglichkeit zur Berechnung über die BayIKa anzubieten. Kann man da dann bei weiteren Rückfragen noch auf Sie zukommen, besonders wenn es um konkret auftretende Probleme geht?

Benjamin Domnick:
Ja klar, sehr gerne unterstützen wir Interessenten bei der Durchführung auf dem Weg zur Klimaneutralität. Bei dem ganzen handelt es sich ja um ein globales Problem, weshalb wir alle an einem Strang ziehen müssen! Wir freuen uns auf Ihre Inspirationen, Herausforderungen und Ideen! Vielen Dank für die Einladung und das Interview.


Kontakt
Sabrina Danger, dngrg-bphyskd
Benjamin Domnick; bnjmndmnckzm-d

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