27.03.2023 - Berlin / Wiesbaden
Das Statistische Bundesamt meldete für das deutsche Bauhauptgewerbe für den Monat Januar 2023 im Vergleich zum Vormonat ein Orderminus von 5,8 %. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Auftragseingang preisbereinigt um 21 %, im Wohnungsbau - angesichts der rückläufigen Baugenehmigungen - sogar um 32,7 % eingebrochen. Die rückläufigen Aufträge des Vorjahres haben sich im Januar auch auf die Umsätze ausgewirkt, die im gesamten Bauhauptgewerbe um real 9,5 % zurückgegangen sind. Dies werde sich in den kommenden Monaten fortsetzen, schließlich klagt aktuell schon jedes vierte Bauunternehmen über Auftragsmangel.
„Die Investoren treten zu Jahresbeginn auf die Bau-Bremse. Die starken
Preis- und Zinssteigerungen haben die Verunsicherung weiter verstärkt. Wir
hoffen, dass sich die Schockstarre bald löst, unsere Auftragsbestände werden
nicht mehr lange reichen, um die Bauunternehmen auszulasten. Dabei ist der
Bedarf an Wohn-, Energie- und Verkehrsinfrastrukturen so groß wie nie.“ Mit
diesen Worten kommentierte Tim-Oliver
Müller, Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie, die Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe. „Der Bau wird
gebraucht, heute und in Zukunft. Deshalb ist es regelrecht absurd, dass
vereinzelt Bauunternehmen aufgrund schwindender Aufträge überlegen müssen, ihr
Personal in Kurzarbeit zu schicken.“
Laut der Bundesagentur für Arbeit hätten im Februar 395 Unternehmen des Baugewerbes für 2.660 Personen Kurzarbeit angezeigt, im Februar 2022 sei dies nicht notwendig gewesen.
Müller weiter: „Nicht nur der Wohnungsbau ist betroffen, auch der Straßenbau ist mit einem deutlichen Orderminus von real 24,3 % ins neue Jahr gestartet, nach einem Minus von bereits 6,1 % im Gesamtjahr 2022. Öffentliche Auftraggeber können angesichts der Preissteigerungen bei gleichen Haushaltsbudgets immer weniger investieren. Dabei haben die Bauunternehmen lediglich die gestiegenen Material- und Energiekosten weitergegeben.“
Schließlich läge der Anteil des Materialverbrauchs am Bruttoproduktionswert im Straßenbau bei überdurchschnittlichen 26 % und der Preis für Bitumen sei - trotz des Preisrückgangs seit Sommer vergangenen Jahres - im Jahresdurchschnitt 2022 um 39 % gestiegen.
„Öffentliche Investitionen müssen endlich den gestiegenen Kosten angepasst werden. Und damit wir mit Deutschlandgeschwindigkeit bauen können, muss zudem der Koalitionsstreit zur Planungsbeschleunigung beigelegt werden. Die Bürgerinnen und Bürger sowie die Wirtschaft müssen sich auf intakte Straßen, Schienen und Energienetze verlassen können. Sonst schadet die Politik dem Standort Deutschland“, betonte Müller.
Die Straße bleibe dabei Verkehrsträger Nummer 1, allein deshalb, da das
Bahnnetz verdoppelt werden müsste, um nur zehn % der Straßengüterverkehre auf
die Schiene zu verlagern. Mehr noch: Mit kaputten Straßen lasse sich auch der
Ausbau von Windenergie nicht erreichen. „Unsere Schwerlasttransporte kommen
kaum noch über Deutschlands Brücken“, erklärte Müller.
Quelle und Grafik: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. / Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes, der Bundesagentur für Arbeit, des ifo Instituts sowie des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.
Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach
Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Januar 2023 gegenüber
Dezember 2022 kalender- und saisonbereinigt um 5,8 % gesunken. Dabei fiel der
Rückgang im Tiefbau mit -4,4 % geringer aus als im Hochbau mit -7,2 %. Im
Vergleich zum Vorjahresmonat Januar 2022 fiel der reale, kalenderbereinigte
Auftragseingang um 21,0 %. Einen größeren Rückgang zum Jahresbeginn hatte es
zuletzt im Januar 2009 gegeben (-21,8 % gegenüber Januar 2008).
Der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang lag im Januar 2023 mit einem Volumen von 6,6 Milliarden Euro um 5,5 % unter dem Vorjahresniveau.
Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe ist im Januar 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,5 % zurückgegangen. Der nominale Umsatz erhöhte sich aufgrund der stark gestiegenen Baupreise um 5,8 % auf 5,2 Milliarden Euro.
Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen erhöhte sich im Januar 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,8 %.
Ergebnisse zum Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe liegen aktuell bis zum Jahresende 2022 vor: Der reale (preisbereinigte) Auftragsbestand sank im Jahr 2022 um 4,5 % im Vergleich zum Vorjahresergebnis. Nominal (nicht preisbereinigt) lag das Volumen des Auftragsbestands Ende 2022 bei 68,3 Milliarden Euro.
Am stärksten ging der der reale Auftragsbestand im Wohnungsbau mit einem Minus von 9,3 % gegenüber dem Vorjahr zurück. Dies war der erste Rückgang in dieser Bauart in einem Kalenderjahr seit 2009 (-3,5 %). Die Abwärtsdynamik im Auftragsbestand des Wohnungsbaus hat sich im Jahresverlauf 2022 zum 4. Quartal hin auf -17,8 % zum Vorjahresquartal beschleunigt (1. Quartal: -2,1 %; 2. Quartal -6,9 %; 3. Quartal: -10,5 %).
Quelle und Grafik: Statistisches Bundesamt
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