07.10.2022 - Dortmund
Autogerechte Städte sind nicht mehr zeitgemäß. Der oft knappe Raum in Innenstädten steht an vielen Orten vor einer Neuverteilung im Sinne einer nachhaltigeren Mobilität. Also weniger Platz für den motorisierten Individualverkehr zugunsten von Fußgänger- und Radverkehr sowie ÖPNV. Mit diesen und weiteren Aspekten rund um das Thema Nachhaltigkeit beschäftigte sich der Deutschen Straßen- und Verkehrskongress, der vom 5. bis 7. Oktober in Dortmund stattfand.
Der Deutsche Straßen- und Verkehrskongress 2022 mit über 1.700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist der größte Expertentreff der Straßen- und Verkehrsbranche in Deutschland. Er wird von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. (FGSV) veranstaltet.
Deutschland hat in den letzten Jahren einen regelrechten Bauboom erlebt. Überall drehen sich Baukräne für neue Wohn- und Bürogebäude. Der Bedarf insbesondere an Wohnraum ist dabei bei weitem noch nicht gedeckt. Auch die Infrastruktur hat einen großen Erneuerungsbedarf. Das alles erfordert Unmengen an Baumaterial, das in Herstellung, Transport und Verarbeitung einen hohen Energiebedarf hat und große Mengen Treibhausgase freisetzt. „Jeder Bundesbürger hat zurzeit einen Bedarf von einem Kilo Steine pro Stunde!“, rechnet dabei Bernhard Kling vom Bayerischen Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden vor. Deshalb spielen Nachhaltigkeitsaspekte bei der Auswahl von Baustoffen eine immer wichtigere Rolle. Dazu gehört eine umfassende Kreislaufwirtschaft.
Im Straßenbau ist schon heute die Recycling-Quote hoch und liegt beispielsweise für Asphalt bei über 90 Prozent. So wird bei Straßensanierungen häufig der alte Straßenbelag vor Ort aufbereitet und wieder eingebaut. Dies spart vor allem Treibhausgasemissionen, da gerade der Massentransport von vielen Tonnen Baumaterial für hohe Emissionen sorgt.
Weiterhin müssen sich
Arbeitsmethoden im Straßenbau ändern: Asphalt wird heutzutage meistens noch mit
Temperaturen im Bereich von bis zu 230 °C eingebaut – entsprechend viel Energie
wird für das Erhitzen benötigt. Dabei gibt es mittlerweile bewährte Verfahren
mit niedrigeren Temperaturen, die künftig häufiger angewendet werden sollen.
Entsprechend werden die technischen Regelwerke von der FGSV angepasst.
Flächenverbrauch in Städten
Die meisten Städte in Deutschland sind nach dem Zweiten Weltkrieg autogerecht aufgebaut worden. Es wurden zum Teil breite Schneisen für mehrstreifige Stadtautobahnen geschlagen, die über die Jahrzehnte immer mehr Verkehr in die Städte gebracht haben. Für Fußgänger war der Platz auf oft zugeparkten Bürgersteigen „übrig“ und für Fahrradfahrende ist der Straßenverkehr oft genug lebensgefährlich. Schon vor der Corona-Pandemie hat sich auch mit Blick ins Ausland ein Umdenken gezeigt, dass in der Pandemiezeit noch beschleunigt wurde: Der Verkehrsraum in den Städten wird vielerorts neu aufgeteilt – zu Lasten des motorisierten Individualverkehrs. Dafür mehr Radwege, mehr Spielstraßen, mehr Aufenthalts- und Begegnungsflächen im öffentlichen Raum außerhalb von Fußgängerzonen im Zentrum, die nach Ladenschluss meistens verwaisen.
Wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, stößt keine Abgase aus. Damit erfüllen diese Fortbewegungsarten die Voraussetzungen, um sich zu umweltfreundlichen Alternativen zum Kfz-Verkehr zu entwickeln. Gerade in Städten sind die Distanzen oft kurz und Wege lassen sich so emissionsfrei gestalten. Voraussetzung hierfür sind objektiv und subjektiv verkehrssicher gestaltete Flächen. Da der Platz im Bestand begrenzt ist, lassen sich dabei Optimal-Lösungen für jede Nutzergruppe nicht mehr realisieren. Hinzu kommen heterogene Bedürfnisse innerhalb der unterschiedlichen Nutzergruppen. Das Konfliktpotential zwischen den Nutzergruppen ist hier also besonders hoch und wird die Kommunen sowie die FGSV-Gremien in den nächsten Jahren weiterhin beschäftigen.
Neue FGSV-Kommission Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist auch das Thema einer neuen Kommission in der FGSV, die sich Anfang 2022 konstituiert hat und im letzten halben Jahr die „E Klima – Empfehlungen zur Anwendung von FGSV-Veröffentlichungen im Bereich Verkehr zur Erreichung von Klimaschutzzielen“ veröffentlicht hat. Sie enthält klimarelevante Vorgaben, Standards und Handlungsoptionen zur Berücksichtigung bei der Planung, dem Entwurf und dem Betrieb von Verkehrsangeboten und Verkehrsanlagen.
Quelle: FGSV, © Foto: pixaoppa/pixabay.de
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