21.01.2022 - München
Als das ambitionierteste Vorhaben der Menschheit seit der Mondlandung sieht Alexander Lyssoudis, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, die Mammutaufgabe Klimaschutz. In der aktuellen Kammerkolumne für die Bayerische Staatszeitung fordert er, von komplizierten Zugangsvoraussetzungen zu Förderprogrammen wegzukommen und die Motivation zu kleineren Maßnahmen, die sich schnell amortisieren, zu stärken. Diese kleinen Maßnahmen, meint er, werden es am Ende sein, die uns über die Ziellinie bringen.
Das
Klima zu schützen, wird die zentrale Aufgabe der kommenden Jahre sein. Dass es
sich dabei um einen Kraftakt handelt, dürfte jedem bewusst sein. Was der
Schlüssel zum Erfolg des wohl ambitioniertesten Vorhabens der Menschheit neben
der Mondlandung sein wird, ist die Einbeziehung aller Bewohner dieser Erde.
Es muss uns gelingen, auch die wenig kundigen und wenig interessierten Menschen sachlich und fachlich korrekt über die Zusammenhänge zu informieren und damit die Akzeptanz kommender Maßnahmen zu bestärken – auch hierzulande.
Video-Statement von Alexander Lyssoudis
Wir müssen davon ausgehen, dass wir bei der Umsetzung der nötigen Veränderungen, die zur Begrenzung der Erderwärmung unerlässlich sind, auf Widerstand stoßen werden. Dieser Widerstand ist auch maximal weltpolitisch und volkswirtschaftlich beeinflusst.
Nur wenn die Mehrzahl der Menschen dieser Erde die Notwendigkeit der Klimaschutzmaßnahmen versteht, und nicht nur zur Umsetzung gezwungen wird, kann es uns gelingen, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen oder sogar zu übertreffen.
Sicherlich ist ein probater Weg der „Selbsterkenntnis“, die Taten am Geldbeutel spürbar zu machen. Die Bepreisung klimaschädlicher Energieträger spielt auch aus Sicht der Ingenieur*innen am Bau eine sehr wesentliche Rolle. Einen weiteren Motivationsschub erhalten wir dadurch, dass wir mit Fördermaßnahmen gerade diesen notwendigen Umbau unserer Energie- und Mobilitätsstruktur beschleunigen. Doch dabei muss mit dem notwendigen Augenmaß vorgegangen werden.
So ist beispielsweise nicht sicher davon auszugehen, dass die energetische Sanierung eines Gebäudes unter den Aspekten einer Gesamtemissionsbetrachtung eines solchen Vorhabens automatisch einem Ersatzneubau vorzuziehen ist. Die Fördermaßnahmen gilt es deshalb unter solchen Gesichtspunkten klug neu aufzusetzen. Und auch dort muss die Akzeptanz noch gesteigert werden. Undurchsichtige und nicht nachvollziehbare Berechnungen bei Förderprogrammen gehören aber sicherlich nicht dazu! Wir müssen zwingend davon wegkommen, die Fördermaßnahmen an komplexe Berechnungen und Abhängigkeiten zu knüpfen. Dies ist weder für die Motivation zur Ergreifung von Maßnahmen, noch für deren Akzeptanz förderlich.
Vielmehr sind es die kleinen und begreifbaren Maßnahmen, die aufgrund der Masse dazu führen werden, die Ziele erreichbar zu machen. Maßnahmen, die wenig kosten, und deshalb nicht gefördert werden müssen, weil die Amortisation Förderung genug ist! Amortisation tritt dann ein, wenn die mit der Maßnahme einhergehende Einsparung größer ist als deren Kosten zur Herstellung. Wenn aber nun die Kosten der Herstellung zu groß sind, weil Fördermittel diese nicht wesentlich senken können, müssen die Einsparungen erhöht werden, indem man die Energiekosten durch Besteuerung anhebt.
Der Wandel muss zügig voranschreiten. Wir haben zur Umsetzung der ambitionierten Ziele bis 2030 im Vergleich zur erdgeschichtlichen Entwicklung nur einen Wimpernschlag Zeit – eine wirksame Umsetzung muss deshalb sehr schnell gehen!
Förderprogramme,
die nur denjenigen zugänglich sind, die dafür zugelassene Expert*innen
beauftragen können (und in jüngster Vergangenheit überhaupt welche finden, die
einen solchen Auftrag annehmen können), sind hier wahrlich nicht gefragt – auch
wenn solche Maßnahmen durchaus ihre Berechtigung haben.
Die kleinen Maßnahmen, die den Gebäudeeigentümern von Fachleuten empfohlen werden, und ohne groß Aufhebens eine direkte Auswirkung auf die Energiekosten des Einzelnen haben, werden uns am Ende über die Ziellinie bringen. Der bedarfsgerechte Austausch von Heizungsumwälzpumpen, die witterungsgeführte Regelung von Heizungsanlagen, die gebäudeangepassten Heizkurven, oder der Austausch energieintensiver Antriebe bei Lüftungsanlagen sind dabei nur einige Ansätze, die es gilt, weiter zu verfolgen.
Die kommenden Monate werden entscheidende Weichen stellen in der Umsetzung der Klimaschutzziele. Wir Ingenieur*innen am Bau werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, diese Ziele zu erreichen!
Kolumne von Alexander Lyssoudis, Vorstandsmitglied der
Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, veröffentlicht in der Bayerischen
Staatszeitung vom 21.01.2022
Kolumne in der Bayerischen Staatszeitung
Die Bayerische Ingenieurekammer veröffentlicht einmal im Monat eine Kolumne zu aktuellen Themen in der Bayerischen Staatszeitung. Hier nehmen die Mitglieder des Vorstands der Kammer Stellung zu Themen aus Bauwesen, Politik und Gesellschaft.
Hier haben wir Ihnen alle Kolumnen zum Lesen oder als Download bereitgestellt.
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