15.12.2021 - Bonn
Von einer „Katastrophe mit Ansage“ spricht der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB), Michael Gilka, angesichts der Teilsperrung der Autobahn A 45, besser bekannt als „Sauerlandlinie“. Wegen dramatischer Mängel musste jetzt die Talbrücke Rahmede komplett gesperrt werden. PKW werden nach einer Notreparatur wohl in ein paar Monaten wieder über die Brücke dürfen – LKW erst, wenn in mehreren Jahren ein Ersatzneubau für den Verkehr freigegeben wird.
„Das führt zu einem totalen Verkehrskollaps in der betroffenen Region und massiven Schäden für die Wirtschaft“, beklagt Michael Gilka. „Das ist bei weitem nicht die einzige tickende Zeitbombe“, fordert der BVMB-Vertreter mehr Druck bei der Sanierung insbesondere von Autobahnbrücken.
Für 2026 war der Ersatzneubau für die Talbrücke Rahmede im Zuge der Auto- bahn A 45, der Sauerlandlinie, geplant. Allerdings hat das rund 450 Meter lange Bauwerk bei Lüdenscheid das nicht mehr ausgehalten: Laut aktueller Untersuchungen weist die Stahlverbundbrücke im Bereich der Hauptträger dramatische Verformungen auf, die zum Teil mehr als das Dreifache der zulässigen Werte erreichen. Die Autobahn GmbH des Bundes zog die Notbremse und sperrte die Brücke und damit die komplette Autobahn bei Lüdenscheid für den Verkehr. Drei bis vier Monate dauern nun Notreparaturen. Danach wird die Brücke auch nur für Pkw geöffnet werden. Lastwagen werden über die Brücke nie wieder fahren können.
„Für uns kommt das nicht wirklich überraschend“ kommentiert BVMB- Hauptgeschäftsführer Michael Gilka die
Havarie der Brücke – bei einem Lebensalter von über 50 Jahren und einer
Belastung mit rund 64.000 Fahrzeugen täglich,
darunter 13.000 Lkw, sei das „kein Wunder“ für jeden Baufachmann. Bereits vor zehn Jahren hatte die Brücke
bei einer Prüfung mit „nicht ausreichend“ abgeschnitten.
Allein entlang der A
45 befänden sich unter den rund 60
Talbrücken zwischen Dortmund und Gießen wahrscheinlich eine Reihe weiterer
„Notfallpatienten“, so Gilka. In den kommenden Jahren seien zwar eine Vielzahl von Brückenerneuerungen auf der
Autobahn ins Auge gefasst. Ob bis dahin
aber deren Tragfähigkeit in jedem Einzelfall ausreiche, müsse nach der Erfahrung
mit der Talbrücke Rahmede in Frage gestellt werden.
„Der Bund hat jahrzehntelang deutlich zu wenig in den Unterhalt seines Autobahnnetzes investiert. Neben der hohen Gefahr für die Nutzer führt das zu hohen volkswirtschaftlichen Folgekosten“, beklagt der BVMB-Vertreter. Für die betroffenen Firmen, die ihre Lkw jetzt weiträumig umleiten müssen und unter anderem für die Menschen entlang der völlig überlasteten Umleitungsstrecken sei das „eine Katastrophe“.
Gilka nimmt insoweit nun auch die neue Bundesregierung in die Pflicht. Im Koalitionsvertrag stehe, dass bei den Bundesfernstraßen ein stärkerer Fokus auf Erhalt und Sanierung mit besonderem Schwerpunkt auf Ingenieurbauwerke gelegt werde. „
Wir hoffen und gehen davon aus, dass das nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt.
Viel Zeit bleibt nicht“, fordert
der BVMB-Hauptgeschäftsführer die Ampelkoalition zu
einem „äußerst raschen und intensiven Handeln“ auf, um massive Schäden auch für
die Wirtschaft verhindern zu können.
In diesem Zusammenhang könne die neue Bundesregierung auch gleich zeigen, wie ernst es ihr mit der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren ist. Aktuell dauere der Neubau einer Brücke laut Autobahn GmbH des Bundes 8 bis10 Jahre von der Planung bis zur Fertigstellung. „Das würde die Katastrophe hier noch potenzieren“, warnt Gilka, „das muss deutlich schneller gehen.“
Quelle: Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB), Foto: Autobahn GmbH
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