27.09.2021 - München/Bonn
20 Studierende errichten auf dem Campus Design der Hochschule Coburg ein ganz besonderes Tiny House: ressourcenschonend, umweltfreundlich und bezahlbar. Das Besondere: das Tiny House kommt ganz ohne CO2 emittierende Baustoffe aus. Auf mineralische Bindemittel wie Beton oder Gips wird verzichtet, dafür werden ausschließlich nachwachsende Materialien benutzt. Das sind zum Beispiel geschädigtes „Käferholz“, Stroh, Lehm und Bauteile aus zweiter Hand.
„Die Fenster wurden in einer Baustoffbörse eines nahegelegenen Abbruchs
geborgen“, erklärt Prof. Rainer Hirth, der das Projekt ins Leben gerufen hat.
Gemeinsam mit den Studierenden wurde das Circular Tiny House (CTH) vom
Entwurf bis zum Ende des Vorhabens durchgeplant. „Wir haben das ‚Cradle
to Cradle‘ Prinzip vorgegeben. Das heißt, dass die Bauteile nach Ende
des Nutzungszeitraums weitgehend wieder zerlegt und neu eingesetzt
werden können“, beschreibt Hirth die Aufgabenstellung.
Die optimierte Wohneinheit bietet Platz für ein Doppelbett, mindestens einen Laptop Arbeitsplatz, eine „Smart Kitchen“ und ein Bad, einen Essplatz für drei Freunde, ein Sofa und etwas Stauraum. Ein wichtiger Punkt ist, dass das umweltfreundliche Haus energetisch autonom arbeiten wird und seinen gesamten Energiebedarf durch die Sonne decken soll. Zwölf Solarmodule auf dem Dach laden einen 9,6 kWh Stromspeicher, der Energie für Heizung, Warmwasser und Geräte bereitstellt. In Zeiten mit einem solaren „Überangebot“ soll das kostenlose Laden von E-Bikes angeboten werden. „Bei der Auswahl der Konstruktionen und Materialien waren, neben den zirkulären, auch Kostenaspekte und die Umsetzung im Selbstbau entscheidende Kriterien", erzählt Prof. Hirth. Durch die praktische Erfahrung auf der Baustelle lernen die Studierenden sehr viel. Außerdem beschert die Arbeit allen das Glücksgefühl, selbst ein Haus errichtet zu haben.
Anfang Oktober wird das Haus fertig sein. Es könnte dann zeitweise für Gäste der Fakultät Design genutzt werden, vor allem aber dient es als Versuchslabor für die Hochschule. Fünf Jahre lang wird das Haus stehen; so lange wird ein Monitoring laufen, um die Annahmen über Energieaufwand und -Nutzung zu verifizieren. „Nach Ende der Mess- und Nutzungszeit wird das Gebäude rückstandsfrei demontiert. Das Stroh wird von dem liefernden Bauen wieder untergepflügt, verwendbare Bauteile wieder in den Markt gebracht“, so Hirth. Das wird bestimmt so schnell und lautlos gehen, wie es aufgebaut wurde, ganz ohne Abbruchhammer. Rainer Hirth bekräftigt: „Im idealen Fall bleiben keine Reste übrig.“
Bild: NatureFriend / pixabay.de
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