25.08.2021 - Berlin
Auf Grundlage der neuesten Konjunkturindikatoren stellen die Vertreter von Bauindustrie und Baugewerbe einen Umsatzrückgang im 1. Halbjahr 2021 fest. Mit einem Orderrückgang von nominal 5,0 % für den Öffentlichen Bau bremse die schwache Nachfrage der Öffentlichen Hand das Bauhauptgewerbe. Jedoch habe die Nachfrage im Wohnungsbau und zuletzt auch im Wirtschaftsbau die Baukonjunktur gestützt.
„Das Bauhauptgewerbe wurde im ersten Halbjahr durch die schwache Nachfrage der Öffentlichen Hand gebremst. Der Wegfall der Kompensation der Gewerbesteuerausfälle bei den Kommunen durch Bund und Länder hat zu einem Investitionsrückgang geführt, den die Bauunternehmen nun in ihren Büchern merken“, kommentiert Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie, die neuesten Konjunkturindikatoren für die Bauwirtschaft.
Demnach hätten die Betriebe im Bauhauptgewerbe mit 20 und mehr Beschäftigten für das 1. Halbjahr 2021 für den Öffentlichen Bau einen Orderrückgang von nominal 5,0 % gemeldet. Besonders betroffen sei der Straßenbau mit einem Minus von 7,6 %.
„Aufgrund der guten Entwicklung im Wohnungsbau und im Wirtschaftsbau ergibt sich für das gesamte Bauhauptgewerbe im 1. Halbjahr aber noch ein Plus von nominal 4,8 %. Trotz eines Anstiegs der Baupreise von 3,7 % bleibt somit immer noch ein reales Plus von 1,0 %. Ein Wermutstropfen ist aber die aktuelle Entwicklung im Juni: Die Baubetriebe meldeten im Vergleich zum Vorjahresmonat nur ein leichtes Orderplus von 0,4 %, real ist dies ein Rückgang von 5,1 %“, so Müller weiter.
Im Vormonatsvergleich sei der (preis-, saison- und kalenderbereinigte) Auftragseingang* laut Berechnungen** des Statistischen Bundesamtes um 3,7 % zurückgegangen.
Verantwortlich macht Müller dafür die steigenden Preise für Baumaterialien: „Das zunehmende Auseinanderdriften der nominalen und realen Werte ist auf die wieder steigenden Preise für Bauleistungen zurückzuführen. Dies kann weder den Unternehmen zum Vorwurf gemacht werden, noch können sie die stark steigenden Preise für Baumaterialien allein schultern. Bei den - im Vergleich zu anderen Branchen - geringen Margen am Bau kann das sonst leicht existenzgefährdend sein. Und da wir die Preise für Baumaterialien nicht beeinflussen können, werden diese - wenn möglich - an die Auftraggeber weitergereicht werden müssen.“
Ein Ende des Preisanstiegs sei noch nicht in Sicht: Das Statistische Bundesamt meldete für Juli innerhalb eines Monats ein Plus bei den Erzeugerpreisen für Betonstahl von 10,6 %, für Bauholz sogar von 15,2 %.
Die Preissteigerungen hätten sich auch schon auf die Umsatzentwicklung ausgewirkt: Für die ersten sechs Monate 2021 ergebe sich ein Minus von 3,1 %, real sei dies ein Rückgang von 6,9 % (Juni: + 1,9 %, real: - 3,8 %). Dabei dürfe man aber nicht vergessen, dass das Ergebnis auch auf einen Basiseffekt zurückzuführen sei: Der Umsatz sei im 1. Halbjahr 2020 mit +8,1 % (real: + 5,0 %) „sehr gut gelaufen“. Auch hätten sich im ersten Halbjahr dieses Jahres noch die schlechte Witterung zu Jahresbeginn sowie die Vorzieheffekte aufgrund des Auslaufens der MwSt.-Senkung Ende 2020 negativ auf das Halbjahresergebnis ausgewirkt.
„Wir merken aber auch, dass Lieferengpässe bei Baumaterialien zu Verzögerungen bei einzelnen Projekten geführt haben. Entsprechend hat sich die Reichweite der Auftragsbestände in unserer Branche erhöht. Lag diese im Durchschnitt der Jahre 1995 bis 2020 bei 3,8 Monaten, waren es im Juli dieses Jahres 4,5 Monate“, erläuterte Müller die aktuelle Situation am Bau.
Quelle und Fotos: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes sowie des ifo Instituts. *) Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten **) preis-, saison- und kalenderbereinigt
„Wir sind mit einem Rekordauftragsbestand von etwa 56 Mrd. Euro in das Baujahr 2021 gestartet. Dann haben aber der Wintereinbruch und der Pendelrückschlag nach dem Auslaufen des reduzierten Mehrwertsteuersatzes sowie die fortbestehenden Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie den Start in das Baujahr 2021 zunächst deutlich eingebremst. Zum Ende des ersten Quartals lag der Umsatz nominal noch um fast 10 % unter dem Vorjahresniveau. Zu Ende Juni verzeichnet die Branche immer noch ein Minus von ca. 3 %. Das zeigt, dass wir in den letzten Monaten ein stückweit aufholen konnten“, erläuterte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, zu den vom Statistischen Bundesamt Ende August veröffentlichten Daten zur Konjunktur im Bauhauptgewerbe.
Die
Nachfrage im Wohnungsbau und zuletzt auch wieder im Wirtschaftsbau hat die
Baukonjunktur gestützt. Der Umsatz im Wohnungsbau liegt mit minus 1,2 % nur
noch knapp unter dem Vorjahresniveau, im Wirtschaftsbau sind es noch minus
2,2%.
Die Auftragseingänge dagegen liegen in beiden Sparten deutlich über dem Vorjahr: im Wohnungsbau ca. 15 % und im Wirtschafsbau ca. 8 %. Demgegenüber ist die Investitionstätigkeit der öffentlichen Hand verhalten. Der Umsatz liegt hier um 6 % und die Auftragseingänge um 5 % unter dem Vorjahresniveau.
„Die Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen sind stark auf die Infrastruktur ausgerichtet. Insbesondere bei den Kommunen fehlen coronabedingt Mittel und damit auch die Investitionsbereitschaft. Die Politik bleibt hier gefordert, den Rettungsschirm aufzustocken. Bei der Autobahn GmbH müssen zügig weitere Projekte an den Markt kommen. Hier sehen wir im Übrigen auch einen Basiseffekt. Denn im Vorjahr kam im Juni ein Teil des größten ÖPP-Straßenbauprojektes an der A3 an den Markt. Damit wurde das Auftragsvolumen gepuscht. An der Ausschreibung von ÖPP-Projekten beteiligen sich aber angesichts der hohen Auftragsvolumina und langen Laufzeiten nur wenige große Bauunternehmen in Konsortien. Die Vergabe derartiger Aufträge sind für die Auftragslage im Straßenbau für die hier tätigen mittelständischen Bauunternehmen nicht repräsentativ. Ein derartiger Orderzugang spiegelt wegen der langen Bauzeit auch nicht die Umsatzentwicklung in den nächsten Monaten wieder,“ erklärte Pakleppa die Situation.
Pakleppa weiter: „Wegen der Probleme in der Materialbeschaffung und deutlichen Preiserhöhungen beim Einkauf bleiben die Aussichten in den nächsten Monaten gedämpft. Wir müssen in den nächsten Monaten weiter mit deutlich höheren Einkaufspreisen rechnen. Die Bauunternehmen werden daher auch nicht umhinkommen, die Baupreise entsprechend weiter anzupassen. Per Juni haben die Preise für Bauleistungen gegenüber dem Vorjahr um 4 % zugelegt. Das hat natürlich auch die nominale Umsatzentwicklung gestützt. Real liegen wir bei der Umsatzentwicklung bei einem Minus von 7%.“
Der Umsatz im Bauhauptgewerbe erreichte in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten im ersten Halbjahr 41,3 Mrd. Euro. Das waren 3,1 % weniger als vor Jahresfrist. Die Auftragseingänge erreichten 45,4 Mrd. Euro und damit einen Zuwachs von 4,8%.
Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe, Fotos: Zentralverband Deutsches Baugewerbe, Manfred Antranias Zimmer / Pixabay
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