23.07.2021 - Berlin
„Die Umsatzentwicklung im Bauhauptgewerbe wird aktuell vor allem durch Knappheiten und steigende Preise bei Vorprodukten gebremst. Dagegen ist die Nachfrage nach Bauleistung weiter intakt.“ Mit diesen Worten kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, die aktuellen Konjunkturindikatoren für die Bauwirtschaft.
Demnach läge der Umsatz der Betriebe im Bauhauptgewerbe mit 20 und mehr Beschäftigten im Mai 2021 zwar mit plus 0,4 % noch leicht über dem Vorjahresniveau (Jan.-Mai: - 4,4 %), preisbereinigt sei aber ein deutlicher Umsatz- und somit Produktions-Rückgang von 5,2 % zu verzeichnen (Jan.-Mai: - 7,7 %). „Fehlende Baumaterialien führen zu Verzögerungen bei Bauprojekten, die dann natürlich auch (noch) nicht abgerechnet werden können“, erläuterte Müller die aktuelle Situation.
Dies könnte sich im Folgemonat noch verschlimmern, schließlich hätte sich die Zahl der von Materialmangel betroffenen Bauunternehmen erhöht: Im Mai hätten im Rahmen des ifo Konjunkturtests 39 % der Befragten über eine Behinderung ihrer Bautätigkeit aufgrund von fehlendem Material geklagt, im Juni wären es 46 % gewesen.
Müller weiter: „Die verzögerten Projekte werden zwar irgendwann fertiggestellt und dann natürlich auch abgerechnet. Die stark gestiegenen Preise bei Vorprodukten gehen aber - bei laufenden Verträgen - zu Lasten der Ertragslage der Bauunternehmen.“
So sei der Erzeugerpreis für Nadelschnittholz innerhalb eines Monats um 23 % gestiegen. Das wirke sich natürlich auch auf Bauholz aus: Der Preis hätte im Juni um 15 % über dem von Mai gelegen. „Mittlerweile müssen die Bauunternehmen fast 60 % mehr bezahlen als noch vor einem Jahr“, so Müller Von den starken Preissteigerungen seien auch Stahl, Kupfer, Bitumen und Bauchemie betroffen.
Die Nachfrage nach Bauleistung sei aber nach wie vor intakt: Der Auftragseingang* hätte im Mai laut Berechnungen** des Statistischen Bundesamtes nur leicht unter dem Vormonat gelegen (- 1,3 %). „Im Vorjahresvergleich haben die Bauunternehmen sogar ein Plus von 14,6 % gemeldet, preisbereinigt ist dies auch noch ein deutlicher Zuwachs von 8,4 %. Für die ersten fünf Monate ergibt sich damit ein Plus von 5,8 %, real von 2,4 %. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass das Mai-Ergebnis durch einen statistischen Effekt geprägt ist – die Bauunternehmen hatten im Mai 2020 Corona-bedingt 10,6 % weniger Aufträge in ihren Büchern“, erläuterte Müller die Daten-Lage.
Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes sowie des ifo Instituts. *) Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten **) preis-, saison- und kalenderbereinigt
„Die Auftragseingänge im Straßenbau liegen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um 4% unter dem Vorjahresniveau. Die Kapazitäten sind daher vorhanden, zügig an die Instandsetzung der Infrastruktur in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten zu gehen. Dafür müssen die Ausschreibungen nun zeitnah an den Markt kommen. Wichtig ist, dass die Aufträge schnell und mittelstandsgerecht vergeben werden. Das sichert vor allem Arbeitsplätze vor Ort. Aber auch bei anstehenden freihändigen Vergaben müssen die Grundlagen des Vergaberechts eingehalten werden“, so der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa, zu den aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes zur Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe im Mai 2021.
Die Umsätze im Straßenbau liegen kumulativ mit mehr als 8 % weiter deutlich unter dem Vorjahresniveau. Seit Januar wurden in keinem Monat die Vorjahresumsätze erreicht. Im Mai betrug der Rückstand zum Vorjahr mehr als 5 %.
„Das bestätigt unsere Sorge, dass die Kommunen infolge der Einnahmeausfälle durch die Corona-Pandemie bei ihren Investitionen Zurückhaltung üben - trotz des im letzten Jahr aufgelegten Konjunkturprogramms von Bund und Ländern. Die Kommunen brauchen weiter Investitionssicherheit. Die Politik ist daher gefordert, den Rettungsschirm aufzustocken. Denn der ohnehin große Investitionsstau darf nicht weiter anwachsen,“ so Pakleppa.
Stütze der Konjunktur bleibt der Wohnungsbau. Hier sind den dritten Monat in Folge Umsatzzuwächse zu verzeichnen. Die hohen Rückstände vom Jahresanfang wegen der schlechten Witterungsbedingungen und der Vorzieheffekte aus dem reduzierten Umsatzsteuersatz im Vorjahr sind fast egalisiert. Die Auftragseingänge liegen um ca. 16 % über dem Vorjahresniveau. „Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass die Order im Vorjahr in den Monaten April und Mai nach dem Lockdown zunächst deutlich eingebrochen waren. Insofern ist der derzeit hohe Zuwachs auf diesen Basiseffekt zurückzuführen,“ schlussfolgerte Pakleppa.
„Wieder Fuß gefasst hat in den letzten beiden Monaten der Wirtschaftsbau. Die Konjunktur bei Industrie und Dienstleistungen zieht an. Das sehen wir auch bei den Auftragseingängen und der Umsatzentwicklung. Die Order liegen um 5 % über dem Vorjahresniveau. Die Umsatzentwicklung nähert sich sukzessive dem Vorjahresniveau,“ so Pakleppa.
„Die in den letzten Monaten zu verzeichnenden deutlichen Preissteigerungen bei den Einkaufspreisen für Baumaterial beginnen sich in den Verkaufspreisen für Bauleistungen nieder zu schlagen. So haben die Preise für Rohbauarbeiten an Wohngebäuden im Mai 2021 gegenüber dem Vorjahreswert um 7,3%, die für Betriebsgebäude um 6,6% zugelegt. „Im Straßenbau gelingt es deutlich schlechter, die Einkaufspreise an den Markt weiter zu geben. Hier lag die Preissteigerung für Bauleistungen im Mai nur bei 2,4%. Hier ist der Wettbewerb um Aufträge deutlich härter oder anders formuliert: Es kommen zu wenig Aufträge an den Markt.“, so Pakleppa abschließend.
Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes erreichte der Umsatz im Bauhauptgewerbe in den Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten im Mai ca. 8,0 Mrd. Euro; (+ 0,4 %). Bis zum Mai erwirtschafteten die Bauunternehmen insgesamt rund 32,4 Mrd. Euro (- 4,4 %). Den Bauunternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten gelingt es, weitere Fachkräfte hinzuzugewinnen. Unterjährig sind hier durchschnittlich ca. 513.000 Beschäftigte tätig. Das sind ca. 13.000 mehr als im Vorjahr (+ 2,8 %).
Quellen: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V., Zentralverband
Deutsches Baugewerbe, Statistisches
Bundesamt, © Grafiken: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V., Statistisches
Bundesamt
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