14.12.2020 - München
2020 war ein Jahr, das uns alle intensiv bewegt und vor viele Herausforderungen gestellt hat. Der Jahreswechsel ist ein klassischer Moment, um auf das alte Jahr zurückzuschauen und sich Ziele für das neue zu stecken. Kammerpräsident Prof. Dr. Norbert Gebbeken zieht in diesem Kommentar die Bilanz eines turbulenten Jahres. Und richtet den Blick nach vorn.
Kein Stein mehr auf dem anderen. Das kommt mir
als Erstes in den Sinn, wenn ich 2020 Revue passieren lasse. Massive
Veränderungen in allen Lebensbereichen.
Die große Aufgabe, die 2020 uns allen ins Buch geschrieben hat, lautete: Erfinde dich neu. Jetzt. Sofort. Ohne Vorbereitung und Testlauf, ohne Netz und doppelten Boden.
"Schickt von heute auf morgen alle ins mobile Arbeiten und stellt sicher, dass der Laden trotzdem läuft!" – hätte mir das jemand vor dem ersten Lockdown im März gesagt, ich hätte nur herzhaft gelacht. Sie vermutlich auch.
In der Geschäftsstelle der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau haben wir es gewagt. Und ein Großteil unserer Mitglieder hat ebenso gehandelt. Das Ergebnis war wohl für viele überraschend. Es funktionierte viel besser als erwartet. Der Veränderungsdruck war hoch genug.
Keine Frage, es war gewöhnungsbedürftig, dass die Trennlinie zwischen Beruflichem und Privatem mit einem Mal sehr unscharf wurde. Bei Videokonferenzen erhielt man Eindrücke von der privaten Lebenssituation der Kolleg*innen und Mitarbeiter*innen, sah sie am Küchentisch, statt am Schreibtisch. Manchmal war das lustig, manchmal unfreiwillig komisch. Irgendwann gewöhnte man sich daran. Das Business konnte auf diesem Weg weiterlaufen. Doch mir fehlte oft der unmittelbare Kontakt mit all der Spontanität und Kreativität, die sich bei persönlichen Treffen ergeben.
Das Corona-Virus habe der Digitalisierung einen Schub verliehen, wie er sonst in dieser Geschwindigkeit und Intensität undenkbar gewesen wäre, sagten zahlreiche Arbeitsmarktforscher. Und ich kenne keinen Praktiker, der diesen Satz nicht unterschreiben würde.
Doch was ist mit der Digitalisierung abseits
von virtuellen Besprechungen und Homeoffice? Ist die Anwendung von Building
Information Modelling ebenso schnell und flächendeckend vorangeschritten?
Wer hier noch Berührungsängste hat, den möchte ich ermutigen, seine Bedenken über Bord zu werfen und loszulegen. 2020 hat uns gezeigt, was alles möglich ist. Wenn wir es anpacken.
In der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau haben wir, so empfinde ich es, eine gute Balance zwischen Bewährtem und Neuem gefunden. Wir schätzen noch immer den persönlichen Austausch und den Wert von Präsenzveranstaltungen. Und wir freuen uns über die extrem positive Resonanz auf die vielen digitalen Serviceangebote, die wir dieses Jahr an den Start gebracht haben.
Acht Digitalforen und Digitaltouren, die neuen
digitalen Zwillinge unserer etablierten Regionalforen und Regionaltouren, lockten
ab der Jahresmitte weit über 700 Teilnehmer*innen vor die Bildschirme.
Unsere Mitglieder können nun selbst wählen, ob sie die Beratungsangebote unseres Ingenieurreferates persönlich in Anspruch nehmen wollen oder sich in die digitale Sprechstunde "Nachgefragt" mit Irma Voswinkel einwählen.
Die Ingenieurakademie Bayern bietet inzwischen mehrere Hybrid-Seminare an. Sie entscheiden selbst, ob Sie vor Ort oder am PC teilnehmen. Auch mit unserem Ingenieuretag am 15. Januar werden wir es so halten - sofern eine Teilnahme vor Ort rechtlich gestattet sein wird.
Viele Gremien der Kammer treffen sich inzwischen auch zu virtuellen bzw. hybriden Sitzungen. Uns interessierte, ob die Mitglieder dies schlicht als notwendiges Übel akzeptieren, oder ob es vielleicht sogar einige, die bisher in keinem Ausschuss oder Arbeitskreis aktiv sind, zur Mitarbeit motiviert. Letzteres ist der Fall.
Auch unsere Vertreterversammlung tagte in diesem Jahr aufgrund staatlicher Vorgaben erstmals rein digital. Ungewohnt war das, aber es funktionierte.
Das Jahr 2020 habe ich als anspruchsvoll, aber auch anregend wahrgenommen. Es zehrte an den Nerven. Aber es setzte auch Kräfte frei.
Was uns nun das neue Jahr bringen wird? Vieles bleibt ungewiss. Doch für uns Ingenieure stehen zwei wichtige Veränderungen bereits fest: Direkt zum 1. Januar 2021 wird die neue HOAI in Kraft treten. Und nur wenig später, am 1. Februar, kommt die Novelle der Bayerischen Bauordnung.
Partnerschaftlich zu planen und zu bauen, den Fokus auf Leistung und Qualität zu legen, wird wichtiger denn je. Damit kommt der Kalkulation der eigenen Angebote eine noch größere Bedeutung zu. Jetzt muss für uns alle gelten, sich nicht in einen ruinösen Preiskampf hineinziehen zu lassen, sondern den angemessenen Wert der eigenen Leistung selbstbewusst zu vertreten.
Vom 21. September bis 7. Oktober sind Sie aufgerufen, die Vertreterversammlung der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau neu zu wählen. Die 125 Vertreter*innen, denen Sie Ihr Vertrauen geschenkt haben, wählen dann im November aus ihrer Mitte die neun Vorstandsmitglieder, die die Geschicke der Kammer in den nächsten fünf Jahren lenken werden.
Wir zählen auf Sie! Ihre Stimme (wird) (ge)zählt! Das ist sicher.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für das neue Jahr. Bleiben Sie gesund!
Ihr Prof. Dr. Norbert Gebbeken
Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau
Fotos: Gerd Altmann / Pixabay; Tobias Hase; Vlada Karpovich / Pexels; Gerd Altmann / Pixabay; Tobias Hase; PxHere
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