05.10.2020 - München
Kammerpräsident Prof. Dr. Norbert Gebbeken hat am 5. Oktober 2020 gemeinsam mit Josef Geiger, dem Präsidenten des Bayerischen Bauindustrieverbandes, einen Forderungskatalog des Bayerischen Bauforums an Staatsministerin Kerstin Schreyer übergeben. Um aus der derzeitigen Krise Wege in eine bessere Zukunft zu finden, haben die im Bauforum zusammengeschlossenen Baupartner Kernpunkte für ein strukturell ausgerichtetes Bau- und Aufbauprogramm für die Zeit nach Corona formuliert.
„Bayern hat früh entschieden, den Betrieb auf den Baustellen des Freistaats in der Corona-Pandemie aufrecht zu erhalten. Das war richtig und wichtig. Damit der Baubetrieb auch in den kommenden Monaten zuverlässig weitergehen kann, brauchen wir jetzt ein strukturell ausgerichtetes Bau- und Aufbauprogramm. Klimaschutz, Energiewende und energetische Sanierung, Digitalisierung, der Bau bezahlbarer Wohnungen und moderne Mobilitätsinfrastrukturen – all das duldet keinen Aufschub. Das Bauforum zeigt in seinem Forderungskatalog auf, mit welchen Maßnahmen wir gemeinsam eine bessere Zukunft bauen und der Corona-Pandemie die Stirn bieten können. Finanzielle Hilfen für Kommunen und eine Aufstockung des bayerischen Staatsstraßenhaushalts auf 500 Millionen Euro sind zwei unserer zentralen Forderungen“, sagt Prof. Dr. Norbert Gebbeken, der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.
Staatsministerin Schreyer zeigte sich beeindruckt vom gelungenen Zusammenwirken der Kammern und Verbände der bayerischen Bauwirtschaft. Sie dankte ausdrücklich für die umfangreichen Vorschläge und hat zugesagt, sich persönlich für die Umsetzung unserer Forderungen einzusetzen.
Folgende Partner haben sich im Bayerischen Bauforum zusammengeschlossen:
- Bayerische Ingenieurekammer-Bau
- Bayerischer Bauindustrieverband
- Bayerischer Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e.V.
- Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmerhandwerks
- Landesverband Bayerischer Bauinnungen
- Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT)
- Verband Beratender Ingenieure Bayern
Hier können Sie sich den Forderungkatalog herunterladen:
Der bayerische Weg im Umgang mit der
Corona-Pandemie ist erfolgreich. Den ersten zwei Schritten, den
wirtschaftlichen Untergang vieler Unternehmen durch sofortige und massive
Liquiditätshilfen verhindert zu haben und der mutigen Entscheidung, die Baustellen
in Deutschland fortzuführen, muss jetzt die dritte Stufe folgen: ein strukturell ausgerichtetes Bau- und Aufbauprogramm.
Gefordert ist dafür die bayerische Planungs- und Bauwirtschaft. Sie plant und erstellt „reale Werte“, die Zuversicht und Zukunftshoffnung vermitteln. „Wo gebaut wird, entsteht Zukunft“ - diese Aussage gilt gerade jetzt mehr denn je. Planen und Bauen wirkt nämlich mehrfach: Über den direkten Effekt hinaus entsteht eine massive Verstärkung anderer Branchen: Bauausgaben von 1 Milliarde Euro bewirken gesamtwirtschaftlich eine „Aufbauwirkung“ von über 2,4 Milliarden Euro – der Multiplikator für Bauinvestitionen. Es kommt hinzu, dass die vom Planen und Bauen erzeugte Wertschöpfung überwiegend in der Region entsteht und auch dort verbleibt.
Planen und Bauen stärkt nicht nur die Regionen, es kann sie auch nachhaltig verändern und weiterentwickeln. Das Ziel in der Bayerischen Verfassung „Gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen in ganz Bayern“ ist nur mit der Kreativität, den Innovationsfähigkeiten und der hohen Qualitätsausrichtung der Planer und der Bauwirtschaft zu erreichen. Das gilt ebenso für den Klimaschutz, die Energiewende und die energetische Sanierung, die Digitalisierung, den Bau bezahlbarer Wohnungen sowie für moderne Mobilitätsinfrastrukturen. All das sind im Wesentlichen Planungs- und Bauaufgaben.
Um aus der derzeitigen Krise Wege in eine bessere Zukunft zu finden, haben die im Bayerischen Bauforum zusammengeschlossenen Baupartner die folgenden gemeinsamen Forderungen entwickelt.
Die Auftragseingänge der Öffentlichen Hand in Bayern sind im 1. Quartal 2020 um mehr als 12 Prozent eingebrochen. Gerade jetzt müssen aber die öffentlichen Bauauftraggeber weiter investieren, damit die erfolgreichen und erprobten Strukturen der einheimischen Planungs- und Bauwirtschaft auch nach der Krise erhalten bleiben. Deshalb müssen vorhandene Spielräume in den öffentlichen Haushalten genutzt und eingesetzt werden. Dies ist nicht nur im Interesse der gesamten Bauwirtschaft, sondern es ist auch ein gesamtgesellschaftliches Anliegen.
Bauinvestitionen haben eine unmittelbare Multiplikatorwirkung für die gesamtwirtschaftliche Produktion und Beschäftigung. Laut RWI erzeugen Bauinvestitionen in Höhe von 1 Mrd. Euro gesamtwirtschaftliche Produktionswirkungen von 2,44 Mrd. Euro. Eine Belebung der Bautätigkeit kommt also der gesamten Wirtschaft und damit der Gesellschaft zugute.
Diese erheblichen Multiplikatoreffekte werden nur dann erkennbar wirken, wenn die richtigen Rahmenbedingungen für mehr Investitionen dauerhaft und konsequent geschaffen werden.
Bereits vor der Coronakrise gab es einen massiven Investitionsstau, vor allem auf kommunaler Ebene. Krisenbedingt wegbrechende Steuereinnahmen dürfen nicht zu einer weiteren Verzögerung beim dringend benötigten Bau oder bei der Sanierung von Infrastruktur und Hochbauprojekten führen. Angedachte Planungen sollten nicht verschoben und bereits begonnene Planungen zügig weitergeführt werden. Dabei müssen alle Möglichkeiten zur Planungsbeschleunigung genutzt werden. Investitionen der öffentlichen Hand, die den langfristigen Strukturwandel fördern und weitere Investitionen auslösen, wie etwa Wohnungs-, Krankenhaus- und Schulbau sowie öffentliche Investitionen in die physische und digitale Infrastruktur sind zu priorisieren. Die geplanten Investitionen des Bundes in den Verkehrswegebau müssen in voller Höhe erhaltenbleiben.
Die Kommunen sind mit einem Anteil von rund 60 % die bedeutendsten öffentlichen Bauauftraggeber. Sollten sie im größeren Umfang ihre Bauausgaben reduzieren, wird es für Planer und Bauunternehmen sehr schwierig. Den Kommunen sind jedoch die Einnahmen weggebrochen, sowohl die Steuereinnahmen als auch die Gebühren.
Die Kommunen brauchen daher eine schnelle und wirksame Unterstützung:
Ab 2021 nimmt die Autobahn GmbH des Bundes voraussichtlich ihren operativen Betrieb auf. Mitarbeiter der beiden bayerischen Autobahndirektionen, die bislang den Bundesfernstraßenbau im Auftrag des Bundes durchgeführt haben, erhalten ihre Entlohnung und ihre Pension künftig von der Autobahn GmbH. Der Freistaat wird dadurch ab 2021 bei den Personalkosten um rund 100 Mio. € jährlich entlastet. Hinzu kommen ersparte Pensionskosten.
Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Bayern:
Eine ausreichend dimensionierte Verkehrsinfrastruktur, deren Verkehrsträger gut miteinander verknüpft sind, ist heute und morgen das Fundament gut funktionierender Mobilitätssysteme für Menschen und Güter. Das gilt unabhängig davon, wie die künftige Mobilität gestaltet sein wird, also welche Fahrzeuge oder Antriebsarten sich durchsetzen werden. Nach unserer Meinung erfüllt die bayerische Verkehrsinfrastruktur diesen Anspruch aber nicht:
Straßennetz:
Wasserstraßen:
Die Wasserstraßen sind für den Gütertransport und den Tourismus unerlässlich. Sie selbst sowie die Häfen und Schleusen müssen auf den neuesten technologischen Stand gebracht werden.
Ausbau der LKW-Stellplätze an den Autobahnen
Schienennetz:
Ergänzend dazu muss vor allem für eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur gesorgt werden. Das erfordert in Bayern einen weiteren Ausbau. Unbedingt erforderlich sind:
Radwegenetz:
Bayern ist das wichtigste Urlaubsland in Deutschland. Das Radwegenetz muss den heutigen Anforderungen der stark steigenden Nutzung von Fahrrädern jeglicher Art angepasst werden. Das gilt auch für zu bauende Rad-Schnellwege für Pendler innerhalb und außerhalb der Städte.
Neue innovative Mobilitätsinfrastrukturen
Vor dem Hintergrund der Verstädterung sind Machbarkeitsstudien für innovative Mobilitätsinfrastrukturen in Auftrag zu geben, um die überlasteten klassischen Verkehrsinfrastrukturen zu entlasten.
Multimodale Terminals
Um die künftig weiter steigenden Gütermengen zu bewältigen und die gesetzten CO2 Ziele zu erreichen, muss der Güterverkehr stärker als bisher von der Straße auf die Schiene und das Binnenschiff verlagert werden.
Energiewende
Die Realisierung fest finanzierter und dringend benötigter Projekte (wie z. B. der HGÜ-Trasse Süd- Ost-Link und SüdLink), kommt nicht voran, weil noch kein umsetzungsfähiges Baurecht vorliegt. Plangenehmigungsverfahren dauern in Deutschland generell sehr lange. Auch im fortgeschrittenen Stadium werden noch viele Einwände vorgebracht, oftmals auch von Bürgern, welche die Energie- wende grundsätzlich begrüßen.
Wasserkraft
Finanzierung durch öffentliche und private Mittel
Zur Finanzierung sollte auch das reichlich vorhandene private Kapital herangezogen werden. Es ist auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten, die zumindest eine geringe Rendite bieten.
Die bayerischen Verkehrsnetze durch digitale Strukturen aufwerten
„Testfeld Bayern für Verkehrssteuerung und autonomen Verkehr“:
Wirtschafts- und Wohnungsbau
Vergabeverfahren und Modernisierung der Bauverwaltung
Durch die Corona-Pandemie eröffnete sich unerwartet die große Chance, unsere Klimaziele zu erreichen. Diese Chance sollte entschlossen genutzt werden. Das erfordert die Forcierung
Bild Titel: © StMB
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