09.06.2020 - München
Der Investitionsrückstau bei den Kommunen hat erneut zugenommen, so das Ergebnis des am 4. Juni 2020 von der KfW veröffentlichten Kommunalpanels. Auch deswegen müssen die Kommunen weiterhin kräftig investieren, um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands nicht zu gefährden, fordert der Bayerische Bauindustrieverband.
„Der kommunale Investitionsrückstand ist 2019, also noch vor Corona, um knapp 10 Mrd. Euro auf 147 Mrd. Euro angestiegen. Alarmierend sind insbesondere die jeweils um 3 % gestiegenen Investitionsrückstände in der Bildungsinfrastruktur und im Straßennetz. Das verlangt von den Kommunen ein entschlossenes Handeln.“ Mit diesen Worten appelliert Thomas Schmid, der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Bauindustrieverbandes, anlässlich des gestern von der KfW veröffentlichten Kommunalpanels 2020 an die Bauverantwortung der Kommunen.
Die
Corona-Krise wird es weiter erschweren, den bereits bestehenden Rückstand
aufzuholen. Im Herbst letzten Jahres gingen 51 % der Kommunen von einer
Verringerung des Rückstandes im Schulbereich aus. Dieser Optimismus dürfte
jetzt vermutlich nicht mehr haltbar sein. Allerdings erwarteten 39 % der
Kommunen einen erhöhten oder sogar deutlich höheren Rückstand in der Straßen-
und Verkehrsinfrastruktur.
„Die Instandhaltung und Modernisierung der Schulen und Verkehrswege war schon immer eine Mammutaufgabe, die nun mit noch größerem Engagement angegangen werden muss“, so Schmid.
Die
Erwartungen für 2020 seien besorgniserregend. Über 42 % der befragten
Kämmereien würden aufgrund sinkender Steuereinnahmen mit starken Einbrüchen der
Gesamteinnahmen rechnen, fast 90 % mit niedrigeren Einnahmen für die Jahre ab
2021.
Zugleich gingen die meisten Befragten von einem Anstieg bei fast allen wesentlichen Ausgabenkategorien aus, allerdings nicht bei den Investitionen: 30 % erwarten hier einen Rückgang.
Auch wenn
es aus kommunaler Sicht verständlich ist, dass durch Corona die begrenzten
Spielräume bei Investitionen für Infrastruktur nicht priorisiert werden,
bedeutet diese Vernachlässigung enorme gesamtwirtschaftliche Auswirkungen. Umso
eher müssen Bund und Länder den Kommunen weiter unter die Arme greifen.
Schmid: „Sonst gefährden wir die Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Globale Trends werden nicht auf Deutschland warten. Die Aufwertung des öffentlichen Nahverkehrs, vernetzte und smarte Städte und Gemeinden, energetische Sanierungen, Anpassungen an den demographischen Wandel sowie die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sind unerlässlich für klima- und bedarfsgerechte Lebensräume und bilden die Grundlage für eine konkurrenzfähige Wirtschaft. Deshalb heißt es investieren, investieren, investieren.“
Mit dem am 3. Juni 2020 vorgestellten Konjunkturpaket sind die Weichen zwar gestellt, die Corona-Krise abzufedern, doch nun gilt es die Kommunen weiter zu entlasten, um zu verhindern, dass der Investitionsstau weiter zunimmt. „Das Konjunkturpaket kann nur der Start für den erforderlichen konjunkturellen Aufschwung sein. Die Kommunen müssen weiter unterstützt werden, damit sie die Vorhaben für die so dringend notwendige Modernisierung der Infrastruktur umsetzen können“, ergänzte Schmid.
Speziell im Bildungssektor zeigen sich im Kommunalpanel deutlich die Disparitäten zwischen finanzschwachen und -starken Kommunen. Die Mehrheit der Kommunen nimmt zwar Handlungsbedarfe wahr, doch finanzschwache Kommunen haben 2019 rund 25 % weniger in Digitalisierung investiert als andere Kommunen.
Zudem führt laut dem KfW-Kommunalpanel 2020 fehlendes Personal in den Bauverwaltungen bei einem Viertel der Kommunen zu geringeren tatsächlich verausgabten Investitionen als geplant. „Insbesondere zur Errichtung und Modernisierung von Bildungseinrichtungen bietet es sich daher für die Kommunen an, das Know-how unserer Unternehmen schon in der Planung zu nutzen. Wir stehen bereit, um mit seriellen und modularen Baumethoden und dem gesamten Angebotsspektrum unsere öffentlichen Partner passgenau bei der effizienten Umsetzung ihrer Bauvorhaben zu unterstützen“, so Schmid abschließend.
KfW-Kommunalpanel 2020
Pressemitteilung der KfW vom 04.06.2020
Quelle: Bayerischer Bauindustrieverband e.V.;© Grafik: Gerd Altmann / Pixabay.com
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