22.02.2019 - München
Das tägliche Leben ist ohne Ingenieure nicht vorstellbar. Das wissen aber viele nicht. Warum gerade Ingenieure das Thema Kommunikation nicht ignorieren sollten und worauf es dabei ankommt, darum geht es in diesem Beitrag von Ralf Wulf, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Denn Öffentlichkeitsarbeit ist zu wichtig, um sich nicht damit zu befassen.
„Man kann nicht nicht kommunizieren“ – diese bekannte Zitat des Kommunikationsforschers Paul Watzlawick sollten sich vor allem diejenigen regelmäßig ins Gedächtnis rufen, die nicht in der Kommunikationsbranche arbeiten. Denn sonst lässt man sich leicht dazu hinreißen, dieses Feld zu vernachlässigen. Wer aber die Kunst der Kommunikation beherrscht, dem stehen viele Möglichkeiten offen.
Deutungshoheit erlangen
Aufgabe eines
Ingenieurs in der Baubranche ist und bleibt es natürlich zuvorderst, zu planen
und zu bauen. Doch wir dürfen es nicht versäumen, unser Tun zu erklären. Wer
nicht selbst aktiv kommuniziert, überlässt die Deutungshoheit anderen,
Missverständnisse sind vorprogrammiert. Und wer sich zu spät in eine Diskussion
einschaltet, kann eine erst mal verbreitete Meinung nur unter großen Mühen -
oder auch gar nicht mehr - verändern.
Was ist Öffentlichkeitsarbeit?
Doch viele
Ingenieure ignorieren das Thema Kommunikation. Dabei ist Öffentlichkeitsarbeit
zu wichtig, um sich nicht damit zu befassen. In der Öffentlichkeitsarbeit, auch
Public Relations (kurz: PR) genannt, geht es um die Vermittlung fundierter und
sachlicher Information und um Vertrauenswerbung. Darum, bei Bürgern, Medien,
NGOs, der Politik und anderen Personengruppen ein positives Image zu erzeugen.
„PR ist die Kunst, durch das gesprochene oder gedruckte Wort, durch Handlungen oder sichtbare Symbole für die eigene Firma, deren Produkt oder Dienstleistung eine günstige öffentliche Meinung zu schaffen“, formulierte Carl Hundhausen, ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Public Relations Gesellschaft, bereits 1937.
"Die Öffentlichkeit" gibt es nicht
Dies können wir
Ingenieure erreichen, indem wir zeigen, dass unser Handeln über die gesamte
Wertschöpfungskette nachhaltig ausgerichtet ist, wir uns zum Umweltschutz
bekennen, Bildung fördern und deutlich machen, dass wir für die Infrastrukturen
verantwortlich sind. Das tägliche Leben ist ohne Ingenieure nicht vorstellbar.
Das wissen aber viele nicht. Deswegen müssen wir es sagen.
Nur wie? Ein häufiger Fehler besteht darin, dass man „die Öffentlichkeit“ erreichen will. Das wird aber nicht klappen.
Warum? Wer erfolgreich Botschaften senden möchte, muss sich klar machen, welchen Empfänger er wie anspricht. Ob Journalisten, weil er kompetenter Ansprechpartner bei aktuellen, bisweilen heiklen, Fragen ist. Ob Politiker, weil er als (ge)wichtige Ständevertretung mitredet, wenn es um Fragen geht wie die Mindestkriterien für die Ausbildung oder die Honorarordnung, um gute Qualität zu angemessenen Preisen. Ob Bürger, weil er klar machen möchte, dass jemand da ist, der Verbraucherschutz ernst nimmt und bei Fragen zu Raumklima und Schimmelbildung, zu Hochwasser- und Brandschutz oder zur Berechnung von Schneelasten, die Dächer tragen können, mit Rat und Tat zur Seite steht. Oder weil er bei Anwohnern und Reisenden um Verständnis für die Notwendigkeit von Baustellen werben will. Auch wenn diese Lärm machen und für gewisse Behinderungen sorgen.
PR ist Nachwuchswerbung
Die Themen und
Inhalte differenziert auf unterschiedlichen Kanälen zu kommunizieren, stets das
eigene Kommunikationsziel vor Augen, – das ist die hohe Kunst der
Öffentlichkeitsarbeit. In der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau arbeiten
Ingenieure und Kommunikationsprofis gemeinsam an diesem Ziel. Die einen
erklären die fachlich relevanten Aspekte, die anderen „übersetzen“ in die für
die jeweilige Zielgruppe passende Sprache. So erreichen wir, dass in einer von
Werbung übersättigten Umwelt das Berufsbild der am Bau tätigen Ingenieure
positiv besetzt wird.
Und das wiederum bringt uns einen weiteren großen Vorteil: es macht unseren Beruf bei jungen Leuten attraktiv. Durch gute Öffentlichkeitsarbeit für den Berufsstand betreiben wir automatisch Nachwuchswerbung. Präsenz in den sozialen Medien, strategische Pressearbeit, interessante Veranstaltungen, nahbare, authentische Role Models – mit diesem Paket erreichen wir die klugen Köpfe und gewinnen motivierte, zupackende Kolleginnen und Kollegen.
Je mehr Ingenieure die Bayerische Ingenieurekammer-Bau auf ihrem Kommunikationsweg unterstützen, desto schneller erreichen wir die gewünschte Wirkung. Die Kommunikationsabteilung der Geschäftsstelle und der Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit der Kammer geben gerne Tipps.
Kolumne von Dipl.-Ing.(FH) Ralf Wulf, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, veröffentlicht in der Bayerischen Staatszeitung vom 22.02.2019.
Kolumne in der Bayerischen Staatszeitung
Die Bayerische Ingenieurekammer veröffentlicht einmal im Monat eine Kolumne zu aktuellen Themen in der Bayerischen Staatszeitung. Hier nehmen die Mitglieder des Vorstands der Kammer Stellung zu Themen aus Bauwesen, Politik und Gesellschaft.
Hier haben wir Ihnen alle Kolumnen zum Lesen oder als Download bereitgestellt.
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